Biotina


Die einfachste Art

zu füttern

Wenn Sie dem Baby feste Nahrung geben, müssen Sie daran denken, daß sein Magen klein, sein Nahrungsbedarf im Wachstum aber enorm hoch ist. Wenn das Kind sich bester Gesundheit erfreuen soll, darf kein Platz mit Nahrungsmitteln vergeudet werden, die nicht gesundheitsförderlich sind. Allzu oft nimmt jeder Löffel einer minderwertigen Nahrung einer hochwertigen Nahrung (Muttermilch oder eine adäquate Flaschennahrung) den Platz weg. Nach sechs Monaten aber erscheint es wünschenswert, daß die Kost in Ergänzung zur Milch durch Zufütterung vielseitiger wird.

Wie Sie es anstellen, das Kind mit fester Nahrung zu füttern, kann entscheidend dafür sein, ob Ihr Kind gute oder anhaltend schlechte Eßgewohnheiten entwickelt. Mir scheint, daß ich vor Jahren die einfachste und ernährungsmäßig sinnvollste Methode gefunden habe. Sobald das Kind gut sitzen kann, setzt man es zu den Mahlzeiten im Kinderstuhl an den Eßtisch. Sie nehmen am Familienleben teil und können beobachten, wie sie später einmal essen sollen, denn Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn die ersten Zähne kommen — ein Zeichen, daß das Kind körperlich und psychisch bereit ist zur Aufnahme von Festnahrung —, gibt man ihm kleine Stückchen der hochwertigen Speisen, die man für die Familie zubereitet hat. Am besten legt man ihnen die Stückchen vor ihren Platz, so daß sie sie sich selbst in den Mund stecken können. Auf diese Weise gewöhnen sie sich ganz allmählich an feste Nahrung. Keines meiner Kinder aß bis zum achten oder neunten Monat richtige, regelmäßige Mahlzeiten. Ich habe für sie nichts extra gekauft oder zubereitet; sie bekamen keine Babybreie oder Gläschen mit fertiger Babynahrung. Am einfachsten ist es, die Nahrungsstücke in einem Mixer mit Messer zu zerkleinern. Sie bekommen ein solches Gerät in jedem Haushaltswarengeschäft, in Kaufhäusern und überall, wo es Küchengeräte gibt. Im ganzen ersten Lebensjahr sollte man dem Kind die feste Nahrung erst geben, nachdem es gestillt worden ist oder die Flasche bekommen hat.

Qualität ist vorrangig

Frischgebackene Eltern wollen meist wissen, was sie dem Kind als erstes geben können; viel wichtiger ist aber die Frage, wie die Nahrung beschaffen ist. Wenn möglich, sollten Sie Obst und Gemüse selbst anbauen. Geht das nicht, versuchen Sie, Obst und Gemüse zu bekommen, das auf Böden mit Kompostdüngung, ohne Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel, angebaut wurde. Versuchen Sie Quellen für gute Eier, Rohmilch, steingemahlenes Vollkornmehl und ebensolches Brot und für Fleisch von Tieren, die nicht mit Stilböstrol behandelt worden sind, zu finden. Im Bio-Laden bekommen Sie solche Lebensmittel. Nachdem Sie die besten Lebensmittel gekauft haben, die Sie bekommen können, müssen Sie vor allen Dingen darauf achten, daß sie bei der Zubereitung keine Nährstoffe verlieren. Obst und Gemüse werden gründlich, aber rasch gewaschen und dürfen nie länger im Wasser liegen bleiben. Pflanzenschutzmittel, die auf Boden und Pflanzen gesprüht werden, werden in die Nährlösung des Bodens aufgenommen und in jede einzelne pflanzliche Zelle unserer frischen Nahrungsmittel transportiert — waschen hilft da nichts. Gemüse wird nur gedünstet, nicht gekocht. Wenn man Gemüse kocht, werden Vitamine und Enzyme zerstört. Wenn irgend möglich, sollten Sie an Stelle von konserviertem oder tiefgefrorenem Gemüse immer frische Ware nehmen. Wer noch nicht kochen kann, sollte es jetzt lernen, und am besten auch sein eigenes Brot backen. Es macht Spaß, ist kreativ und erspart so manche Arztrechnung.

Wenn die Eltern für sich und die älteren Kinder gesunde Speisen zubereiten, braucht für das Baby fast nichts extra gekocht zu werden.

Freie Speisenwahl für Kleinkinder

Eltern, die unsicher sind, was sie füttern sollen, machen sich vielleicht weniger Gedanken, wenn sie von einem Experiment hören, das Dr. Clara M. Davis vor einigen Jahren durchgeführt hat. 18 Waisen, alle sechs Monate alt, durften selbst wählen, was sie essen wollten, obwohl keines bislang etwas anderes als Flaschennahrung auf Milchbasis bekommen hatte. Sie konnten sich aus einem großen Angebot natürlicher Nahrungsmittel aussuchen, was sie wollten: Vollmilch oder Sauermilch, Buttermilch, hart gekochte Eier, verschiedene Fleischsorten, Fisch oder Rogen, verschiedene Getreideflocken, Fruchtsäfte, rohes oder gekochtes Gemüse und Obst. Keine Speise war gesalzen, aber das Salz stand auch auf dem Tisch. Die Nahrungsmittel waren in keiner Weise miteinander kombiniert; zum Beispiel gab es Getreide nur als Flocken, nicht als Brot. Jedes Kind war beim Füttern allein und durfte die anderen nicht beim Essen beobachten; insofern war Nachahmung ausgeschlossen. Bei den Mahlzeiten war zwar immer eine Kinderschwester dabei, aber diese unternahm keinen Versuch, dem Kind irgend etwas anzubieten. Wenn ein Kind aus einem Becher trinken wollte, den es noch nicht richtig halten konnte, half ihm die Kinderschwester, aber mehr auch nicht. Alle Speisen wurden vor dem Auftischen abgewogen; was auf den Boden fiel oder verkleckert wurde, wurde ebenfalls gesammelt und gewogen.

Dieses Experiment erbrachte viele interessante Ergebnisse. Ein Kind, das allergisch gegen Eiweiß war, trennte sorgfältig Eigelb von Eiweiß, aß den Dotter und stieß das Eiweiß auf den Boden. Ein Kind mit schlechtem Knochenbau trank aus eigenem Antrieb 113mal Lebertran, bis sein Knochenwuchs als normal betrachtet werden konnte. Alle Kinder veranstalteten richtige Freßorgien. Manche Tage tranken sie literweise Milch und aßen sonst fast nichts; am nächsten Tag rührten sie dann eventuell Milch überhaupt nicht an. Ein Kind aß zu einer Mahlzeit ganze 11 Eier; bei einem anderen waren es auf einmal 13 Bananen. Immer wieder kam es vor, daß die Kinder bestimmte Speisen eine Zeitlang überhaupt nicht anrührten und sie dann wieder mit größtem Appetit vertilgten. Manchmal rührten die Kinder tagelang kein Salz an und schoben sich dann eine ganze Handvoll in den Mund, auch wenn sie das Gesicht dabei verzogen. An einem Tag aß ein Kind vielleicht nur ganz wenig, egal wovon; am nächsten Tag vertilgte es dann riesige Mengen.

Was die Kinder an einem Tag verzehrten, war tatsächlich sehr einseitig. Wenn man aber die gesamte Nahrungsaufnahme über einen Zeitraum von mehreren Monaten hinweg betrachtete, konnte man feststellen, daß die Kinder mit den verzehrten Nahrungsmitteln ihren gesamten Nährstoffbedarf deckten. Kein Kind wurde während dieses Experiments krank oder zeigte auch nur das leiseste Anzeichen einer, schlechteren gesundheitlichen Verfassung. Kein Kind erkrankte an einer Allergie oder Infektion.

Dieser Versuch zeigt, daß man ein Kind offenbar gefahrlos soviel essen lassen kann, wie es will, ohne daß man Angst vor Allergien oder Verdauungsstörungen haben muß, wenn die Nahrungsmittel naturbelassen und nährstoffreich sind. Und wenn man den Kindern verschiedene nahrhafte Nahrungsmittel anbietet, die kein Körnchen Zucker oder sonstige denaturierte Stoffe enthalten, können sie offensichtlich sehr gut für sich selbst sorgen. Der Versuch zeigt auch, daß die Kinder aus eigenem Antrieb herzhaft essen, wenn man sie nicht zum Essen drängt oder zwingt oder beim Füttern schimpft und nörgelt. Während des ganzen Experiments fiel, während die Kinder aßen, kein einziges Wort über das Essen. Dieser Rekord wird wohl kaum von einer Familie geschlagen.

Bei einem ähnlichen, kürzlich erst durchgeführten Experiment hatten Kinder im Alter von achtzehn Monaten bis zu drei Jahren die freie Wahl an gesunden Lebensmitteln. Wieder zeigte sich, daß die Kinder, solange keine denaturierten Produkte auf dem Tisch stehen, aus angeborenem Instinkt heraus die Nahrungsmittel auswählen, die ihren Nährstoffbedarf decken und ihrer Gesundheit absolut förderlich sind.

Die vorsichtige Methode

Wenn es in der Familie Allergien gibt oder das Baby an Koliken oder anderen Verdauungsstörungen leidet, sollte man anfangs nur jeweils ein Nahrungsmittel einer Sorte anbieten und ihm fünf Tage lang keine andere feste Nahrung zu essen geben. Das neue Nahrungsmittel bekommt es täglich einmal.

Anfangs gibt man dem Kind nur einen knappen Bissen oder 1/4 Teelöffel davon; wenn es das offenbar gut verträgt, kann man die Mengen allmählich erhöhen. Wenn die Nahrung unverträglich ist, kann dieses winzige Portiönchen keine ernsthaften Beschwerden verursachen. Vorerst sollte man dem Kind noch keine gemischten Speisen wie Eintopf oder Hackfleisch geben, damit man weiß, welche Nahrung gestrichen werden muß, wenn es zu einem Hautausschlag kommt. Das Kind gewöhnt sich allmählich an alle Geschmäcker und Konsistenzen, aber wenn es zeigt, daß es genug hat, darf man nicht mehr weiter füttern. Unter keinen Umständen sollte das Kleinkind durch gutes Zureden und Schmeicheleien oder Zwang verleitet werden, mehr zu essen. Ein kleines Lob hier und da wird jedoch bald verstanden und hilft oft.

Die Kindernahrung sollte nicht gesalzen werden. Wenn Sie zum Beispiel für die Familie Haferschleim kochen, nehmen Sie vor dem Salzen die Kinderportion heraus. Das gilt auch für die Zubereitung anderer Speisen.

Meiner Ansicht nach sind die Kinderlöffel viel zu groß für die kleinen Münder. Ich würde Ihnen raten, einen oder mehrere Mokkalöffel zu kaufen und das Kind während der Mahlzeiten damit spielen zu lassen, damit es sich schon lange, bevor es wirklich essen will, an den Löffel gewöhnt. Solche Löffel sind auch sehr schöne Geschenke zur Geburt.

Eisenhaltige Nahrung ist für den Anfang wichtig

Brustkinder haben ihre Eisenreserven etwa im sechsten Monat aufgebraucht. Aus diesem Grund ist Leber, eine der wichtigsten Eisenquellen, für den Anfang am besten. Man kann sie kurz anbraten mit gerade so viel Öl, daß sie nicht an der Pfanne haftet. Sie wird in 3 mm große Stückchen geschnitten, die sich das Kind selbst mit der Hand in den Mund stecken kann. Schweine-, Lamm- oder Kalbsleber ist besser als Hühner- oder Rinderleber, weil bei den letztgenannten Tieren das Wachstum mit Unmengen von künstlichen Hormonen angeregt sein kann.

Jedes Fleisch enthält viel Eisen. Man muß es nicht zu Brei verarbeiten, es genügt, die Stückchen so klein zu schneiden, daß das Kind sie ohne Schwierigkeiten schlucken kann. Die proteinhaltigen Bröckchen bleiben länger im Magen und werden insofern vollständiger verdaut als feine Teilchen. Tatar, ungesalzenes Lamm- oder Kalbfleisch, Steak, mageres Hackfleisch, Hühner- oder Truthahnfleisch, Fisch oder Hartkäse werden auf dieselbe Weise gefüttert. Nun, da das Kind bereits an viele verschiedene Nahrungsmittel gewöhnt ist, kann man einen abwechslungsreichen Speiseplan für vier Tage aufstellen, der die Risiken vermindert, daß das Kind eine kumulative Allergie entwickelt. Das Kind sollte nicht öfter als alle vier Tage dieselbe Nahrung erhalten. Geben Sie dem Kind nie an aufeinanderfolgenden Tagen Nahrung aus derselben Pflanzenfamilie. Dieses Prinzip nennt sich Rotation. Ungesalzener, gebackener oder gekochter Fisch enthält zwar weniger Eisen als Rindfleisch, ist aber dennoch ein hervorragendes Nährmittel, solange man einen Fisch bekommt, der nicht quecksilberverseucht ist. Alle Arten geräucherten und gepökelten Fisches oder Fleisches sollte man meiden.

Eier sind besonders eisenhaltig

Kleinkinder, deren Flaschennahrung kein Eigelb enthält, sollten ab dem sechsten Monat Eier bekommen. Rohes oder zu weiches Eiweiß kann Eiallergien erzeugen. Wenn Sie befürchten, daß das Kind allergisch reagieren könnte, kochen Sie die Eier am besten hart und lassen sie im Wasser etwa 20 Minuten abkühlen. Zu Anfang gibt man nur einen 1/4 Teelöffel Eigelb. Ergibt sich keine Unverträglichkeit, kann man auch rohes Eigelb, weiche Eier und selbst Rührei geben. Eiweiß ist ein ausgezeichneter Proteinlieferant und sollte deshalb nicht weggelassen werden.

Kleinkinder mögen Obst

Die meisten Früchte sind ausgezeichnete Nährmittel, solange sie nicht mit Pflanzenschutzmitteln in Berührung gekommen sind und man nicht gerade eingemachtes oder tiefgefrorenes Obst mit reichlich Sirup nimmt. Frisches, gewaschenes, geschältes oder abgebürstetes Obst ist am besten; manche Sorten wirken allerdings zu stark abführend. Die Kinder können sich die Pfirsich-, Apfel- oder Birnenstückchen selbst in den Mund schieben. Zerdrückte Bananen sind eine gute, altbewährte Speise; meine Kinder haben sie gern und viel gegessen, allerdings lassen mich die Insektizidrückstände, die man oft auf der Schale sieht, an ihrem Wert für Kleinkinder doch etwas zweifeln. Ausgezeichnet sind auch frische Säfte aus Zitrusfrüchten und kleine Stückchen frischer Mandarinen, Orangen oder Grapefruit. Ungesüßte Fruchtsäfte sind gut, aber bei den konservierten Säften gehen viele Inhaltsstoffe durch das Erhitzen verloren. Bei beschädigten oder verfallenen Dosen ist die Gefahr groß, daß der Saft unerwünschte Stoffe enthält. Am gesündesten ist es, den Saft bei Bedarf selbst aus frischem Obst zu pressen.

Eltern werden wegen der Samen oder Kerne davor gewarnt, den Kindern Beeren zu geben. Meines Wissens ist eine solche Warnung nicht wissenschaftlich fundiert. Normalerweise sind Kerne, die so klein sind, daß man sie problemlos schlucken kann, weder gut noch schlecht. Frische, auf gutem Boden gewachsene Beeren sind eine ausgezeichnete Nahrung. Ich stimme absolut nicht mit den Leuten überein, die behaupten, daß man den Kindern wegen der Allergiegefahr keine Zitrusfrüchte oder -säfte geben sollte. Kinder, die mit hochwertiger Muttermilch oder einer gesunden Flaschennahrung aufwachsen, bekommen mit großer Wahrscheinlichkeit keine Allergien. Selbstverständlich gilt hier wie bei den anderen Nahrungsmitteln die Regel, anfangs nur ¼ Teelöffel Obst oder Saft zu geben. Die folgenden Früchte können — frisch und ungezuckert — in zerdrückter oder kleingehackter Form den Kindern verabreicht werden: reife Aprikosen, Pfirsiche, Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Melonen, Datteln, Papaya-Früchte, Mandarinen, Grapefruit, Orangen, Ananas, Erdbeeren, Himbeeren und andere Beeren, Weintrauben mit und ohne Kerne (hier muß aber anfangs die Haut abgezogen werden). Sehr gut ist auch ungezuckertes, leicht gekochtes Mus aus frischen oder getrockneten Früchten, zum Beispiel Apfelmus. Dörrpflaumen wirken bei Kleinkindern meist zu stark abführend. Abwechslung in den Obstsorten ist anzuraten. Eine hervorragende Mahlzeit für Ihr Kind ist auch naturbelassener Joghurt (selbstgemacht oder gekauft) mit Früchten.

Gemüse

Kleinkinder mögen Möhren, frische Erbsen, Spargel und ähnlich zartes Gemüse, das auch die Familie ißt. Für das Kind wird es mit der Gabel zerdrückt. Möglichst in der Schale gebackene oder gekochte Kartoffeln sind ungesalzen gut verträglich. Viel zu selten macht man gedämpfte oder gebackene Pastinaken und die vielen Wintergemüse.

Die verschiedenen Kohlsorten — Blumenkohl, Rosenkohl, Broccoli usw. — eignen sich für Kleinkinder sehr gut, wenn sie nicht länger als 10 Minuten gegart werden.

Die folgenden Gemüse sind für Kleinkinder empfehlenswert: gekochte Möhren, Erbsen, Sellerie, Zucchini und andere Kürbisgewächse, rohe und gedünstete reife Tomaten, Artischockenherzen, Spargelspitzen, reife, schön rote Paprikaschoten (köstlich, wenn leicht in wenig Öl angebraten), Rosenkohl, gelbe Kohlrüben, rote Beete, Pastinaken und Kohlrabi. Das Gemüse wird, je nach Konsistenz, zerdrückt, kleingeschnitten oder mit dem Mixer zerkleinert. Rohes Gemüse wird meist zu unvollständig verdaut, als daß sie für Kleinkinder nahrhaft wären. Zum Beispiel braucht man sie keinen Salat essen zu lassen, bis sie zwei oder drei Jahre alt sind. Sie können auch später noch genügend Rettich, Zwiebeln, Lauch, Mais und Pilze essen. Sojabohnen, Bohnen und Linsen führen bei Kleinkindern zu leicht zu Blähungen.

Brot und Getreideflocken sind austauschbar

Wenn Sie Zeit und Lust haben, sollten Sie selbst Brot aus grob gemahlenem, gekühlt aufbewahrtem Vollkornmehl backen. Es ist nicht weiter schwierig, das Kneten macht Spaß, der Duft gebackenen Brotes ist herrlich und es schmeckt köstlich.

Wenn Sie Brot kaufen, achten Sie darauf, reines, steingemahlenes Vollkornbrot zu erstehen. Brot aus »Weizenmehl«, womit Auszugsmehl gemeint ist (die Bezeichnung ist sehr irreführend), mit Konservierungsmitteln, Nahrungsmittelzusätzen und Farbstoffen sollten Sie meiden. Wichtig ist die Bezeichnung Vollkornmehl, die darauf verweist, daß alle Bestandteile des Getreides im Mehl enthalten sind. Die meisten Brote, die in den Supermärkten geführt werden, enthalten, wie auch die Brötchen zum Aufbacken, viel zuviel Konservierungsstoffe, als daß man sie empfehlen könnte.

Außer den in Reformhäusern oder Bioläden geführten Broten sind auch Roggenbrote meist aus Auszugsmehl hergestellt. Das sogenannte Sojabrot enthält gewöhnlich nur 20 Prozent Sojamehl und 80 Prozent weißes Auszugsmehl. Vom Nährwert her haben diese Brote kaum etwas zu bieten. Bei ungebleichtem Weißmehl gehen durch die Ausmahlung etwa 35 Nährstoffe verloren. Wenn man etwas für seine Gesundheit tun will, sollte man sich davor hüten. Warmes Brot ist, entgegen der landläufigen Meinung, genauso wenig schwer verdaulich wie Toastbrot leicht verdaulich ist.

Gesundes Brot enthält ebenso viel Nährstoffe wie natürliche, gekochte Getreideflocken; die beiden Speisen sind also austauschbar. Die besten Getreidegerichte sind aber nicht mehr zu empfehlen, wenn sie mit Zucker serviert werden. Wenn die Eltern auf ihre Getreideflocken Zucker streuen, wollen die Kinder das mit Sicherheit auch. Wenn man statt dessen Honig oder Ahornsirup nimmt, ist das gewöhnlich der erste Schritt dazu, sich auch bei anderen Speisen an Zucker zu gewöhnen. Wenn die Eltern selbst nicht dazu bereit sind, Getreidegerichte nur mit Vollmilch oder Sahne zu essen, kann man die Flocken gleich vergessen. Das Kind soll sich dann lieber an Brot, Butter und Milch satt essen.

Naturbelassene Getreideflocken aller Art ohne Zucker sind für die ganze Familie sehr gesund: Haferflocken und Hafergrütze, Weizenkeime und Weizenkleie, fein zerstoßener Weizen, steingemahlene Körnermischungen und ähnliches, was man kühl gelagert im Reformhaus kaufen kann.

Wie auch immer Ihr Getreidefrühstück aussehen mag, in jedem Fall sollten Sie vor dem Servieren noch ein paar (am besten vakuumverpackte) Weizenkeime dazugeben. Wenn Sie sich an den Geschmack gewöhnt haben, kann es auch mehr sein. Allerdings müssen Sie auf der Hut vor Allergien sein, denn Weizen ist eines der verbreitetsten Allergene.

Um die Kalzium- und Proteinzufuhr zu erhöhen, mische ich meist eine 1/2 Tasse Milchpulver unter eine Tasse irgendwelcher Getreideflocken oder Körner, bevor ich das Ganze langsam unter Rühren in das kochende Wasser gebe. Besonders gut schmeckt ein auf diese Weise zubereiteter Brei aus steingemahlenem Maismehl. Wann immer wir das essen, kommt von meinem Mann unweigerlich die Feststellung, daß das die Nahrung sei, die Amerika groß gemacht hat. Auch unsere Kinder mochten das von frühester Kindheit sehr gern. Weiße Getreidegerichte sind »veredelt«; auf dem Wege der Herstellung werden ihnen gewöhnlich 35 oder mehr Nährstoffe entzogen. Die meisten abgepackten, tischfertigen Getreideflocken, die es im Supermarkt gibt, sind praktisch ohne Nährwert. Die ursprünglich im Getreidekorn enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe sind hier zum größten Teil verlorengegangen. Sie werden durch Erhitzen zerstört; ihr Verhältnis zueinander wird durch das »Anreichern« mit einigen Vitaminen der B-Gruppe unausgewogen; sie enthalten viel zuviel Zucker. Vernünftige, informierte Eltern sollten diese denaturierten, gezuckerten und nährstoffarmen Produkte bewußt meiden.

Öl ist wichtig

Zur Lieferung der ungesättigten Fettsäuren, speziell Linolsäure, die für die Gesundheit des Kindes wichtig sind, reicht wahrscheinlich ein halber Teelöffel Öl täglich. Man kann abwechselnd Safflor-, Soja-, Maiskeim-, Erdnuß-, Sonnenblumen-, Sesam- oder ähnliche Öle nehmen. Man kann das Öl zum Anbraten der Leber oder anderer Speisen oder zum Anmachen von Salat nehmen. Nur gekühlt muß es immer aufbewahrt werden. Wenn es nur ein klein bißchen ranzig ist, werden viele Nährstoffe zerstört. Kalt gepreßte Öle sind die gesündesten.

Da jedes Öl den Vitamin-E-Bedarf steigert, darf man es nur geben, wenn gleichzeitg ausreichend Vitamin E zugeführt wird. Sobald man mehr Öl verwendet, muß man mehr Vitamin E zuführen. In Öl ausgebackene Speisen sollte ein Kleinkind nicht und ein größeres Kind nur selten bekommen.

Käse für das Baby

Frischkäse ist ein herrliches, stets fertiges Essen für Ihr Kind. Mit Obst schmeckt er hervorragend. Meine Kinder haben das früher fast täglich gegessen. Käse ist proteinreich und vielfach auch reich an Kalzium, nur leider manchmal stark gesalzen. Frischkäse mit geringem Natriumgehalt und ungesalzene Hartkäse, die es im Reformhaus gibt, sind das beste. Die üblichen Käsesorten sind sicher nicht schlecht für gesunde Kleinkinder und vor allem Brustkinder, wenn dafür die anderen Speisen nicht gesalzen werden. Je älter und gesünder das Kind, desto eher ist es in der Lage, überschüssiges Natrium auszuscheiden, ohne daß die Nieren Schaden erleiden.

Schmelzkäse und ähnliche denaturierte Käse sollte man unbedingt meiden.

Milch aus dem Becher

Kinder, die bis dahin ausschließlich gestillt wurden, sollten sich ab dem sechsten bis achten Monat allmählich daran gewöhnen, Milch aus dem Becher oder der Flasche zu trinken. Leider sinkt der Milchkonsum bei Kleinkindern nach dem Abstillen oft auf einen halben Liter oder weniger pro Tag, vor allem dann, wenn sie viel feste Nahrung bekommen. Wenn ein sechs Monate bis ein Jahr altes Kind am Tag weniger als 3/4 Liter Vollmilch (Brust, Flasche oder Becher) trinkt, meine ich, daß man ihm vorübergehend keine andere Festnahrung als Joghurt geben sollte. In die Milch sollte man wegen des Eisens Ei und Hefe geben, falls das Kind nicht allergisch dagegen ist.

Flaschenkinder bleiben viel gesünder, wenn sie ihre angereicherte Milch so lange aus der Flasche trinken dürfen, wie sie wollen. Das kann möglicherweise dauern, bis sie drei oder vier Jahre alt sind. Wenn so ein Kind zum Beispiel krank wird, will es seine Flasche, nimmt etwas zu sich und wird schnell wieder gesund. Wenn es nur den Becher bekommt, verweigert es oft die Nahrungsaufnahme. Häufig ist es der Anfang vom Ende einer gesunden Ernährung, wenn das Kind die Milch im Becher bekommt. Ein Kind, das mit Hefe in der Flasche ganz zufrieden ist, mag den Geruch nicht, wenn es dasselbe im Becher bekommt; und die Mutter, die vielleicht schon wieder schwanger ist, hat es bald satt, die Milch, die dann doch nicht getrunken wird, anzureichern.

Es hilft enorm, eine gesunde Er nährung aufrechtzuerhalten, wenn die Mutter selbst jeden Morgen warme Milch mit Hefe trinkt, was im wesentlichen das gleiche ist wie eine gute Flaschennahrung. Das gilt vor allem für Kinder, die gestillt worden sind. Ein Kind, das sich an den Geschmack von Hefe noch nicht gewöhnt hat, sollte erst einmal ein winziges Schlückchen davon bekommen und dann sofort tüchtig gelobt werden. Mutter und Kind können diese Prozedur auch zu anderen Mahlzeiten wiederholen. Wenn es bei kleinen Mengen bleibt, die warme Hefe schmackhaft zubereitet wird, dem Kind das Getränk nie aufgezwungen wird und die Eltern selbst ein gutes Beispiel geben, findet das Kind bald Geschmack an der angereicherten Milch. Wenn es so weit ist, kann man das Quantum erhöhen. Mutter und Kind fällt es leichter, die Hefemilch aus einer Tasse mit Deckel und Strohhalm zu trinken. Fällt der Milchkonsum unter 3 Tassen täglich, sind mit Honig leicht gesüßte Eierkrem- und Milchsuppen wie Spinatcremesuppe sehr gut, weil sie gleichzeitig Milch und Eisen enthalten. Milch darf nicht eisenhaltige Nahrung ersetzen, die Brustkinder, die keine eisenhaltige Flaschennahrung mit Hefe und Eigelb bekommen haben, jetzt unbedingt brauchen. Durch Milch verursachte Anämien sind nicht unbekannt. Ein Liter Milch täglich ist, wenn sie gut vertragen wird, die ideale Menge für Kinder im Wachstum. Geben Sie Ihren Kindern keine Magermilch!

Was das Kind nicht essen sollte

Wenn Sie denaturierte Produkte meiden, braucht Ihr Kind auf kaum eine Speise zu verzichten. Da Nüsse gern im Hals steckenbleiben, sollte man sie für später reservieren; aber es gibt ausgezeichnete, ungesalzene, fein gemahlene Nußbutter, die man schon im ersten Jahr geben kann. Allerdings kommt für Kinder jeden Alters nur natürliche Erdnußbutter in Frage, auf der sich oben eine Ölschicht bildet, und die keine Zusätze enthält.

Kräuter und mäßig gewürzte Speisen sind ganz in Ordnung für das Kleinkind. Auf scharfe Gewürze wie Senf oder schwarzen Pfeffer sollte man dagegen ganz verzichten.

Frühstücksspeck, Dosenwürstchen und das meiste Büchsenfleisch sind besonders reich an Nitraten und anderen Konservierungsmitteln, die Vitamin A und E zerstören. Solches Fleisch kann, genau wie geräuchertes oder gepökeltes Fleisch oder so behandelter Fisch, nicht empfohlen werden.

Gesund oder krank?

Die Liste der Nahrungsmittel, die der Gesundheit in keiner Weise förderlich sind, umfaßt mindestens die Hälfte der in den Supermärkten geführten Produkte. Sie müssen wissen, was Sie für Ihr Kind wollen: Gesundheit oder Krankheit. Wenn Sie ihnen zu häufig minderwertige Nahrungsmittel gestatten, laufen Sie Gefahr, ihr gutes Aussehen, ihre Leistungsfähigkeit und ihren Verstand zu beeinträchtigen.

Die minderwertigen Nahrungsmittel und Naschereien, auf die man während der gesamten Wachstumsperiode verzichten sollte, sind bereits an anderer Stelle genannt worden und sollen hier nur noch einmal in Erinnerung gerufen werden: alle Weißmehlprodukte und die meisten Sorten abgepackter Frühstückskost wie Cornflakes u. ä.; Lebensmittel, die viel Zucker enthalten wie Eingemachtes, Speiseeis und Gebäck, alle süßen Limonaden, egal, wieviel Zucker sie enthalten, sowie Säfte, die Zucker, Farbstoff und künstliche Geschmacksstoffe, aber wenig oder keinen Fruchtsaft enthalten; Gelantineprodukte, denaturierte Käse und gehärtete Fette sowie Nahrungsmittel, die darin zubereitet werden (z. B. Kartoffelchips und Pommes frites). Wenn Ihre Kinder wirklich gesund sein sollen, ist für diese Produkte kein Platz in Ihrem Küchenschrank.

Ernährungsgewohnheiten sind Lebensgewohnheiten

Häufig werde ich gefragt, ob meine eigenen Kinder jetzt, als Erwachsene, auch an Ernährung interessiert sind. Sie scheinen zu erwarten, daß die Überbewertung dieses Themas zu einer Ablehnung ihrerseits geführt hat. Tatsächlich meine ich manchmal, daß beide ein bißchen zu weit gehen in ihrem Bestreben, sich gesund zu ernähren. Wenn ich aber an ihre ersten Jahre zurückdenke, ist ihre Haltung verständlich. Damals bauten wir das meiste Obst und Gemüse selbst an; Brot und Joghurt machte ich selbst; beide wuchsen mit Rohmilch, Eiern von freilebenden Hühnern und, wann immer es möglich war, mit Fleisch von Tieren auf, deren Wachstum nicht künstlich angeregt worden war. Das sind die Lebensmittel, an die sie sich gewöhnten und an denen sie Geschmack fanden.

Was die Kinder in ihren ersten Jahren essen, bleibt meist für immer ihr Lieblingsessen. Im Alter von fünf Jahren sind die Ernährungsgewohnheiten schon ziemlich festgelegt. Sobald sie in den Kindergarten kommen, erhalten sie von überallher manche ungesunden Nahrungsmittel. Wenn sie aber von den Eltern her schon ausgezeichnete Ernährungsgewohnheiten entwickelt haben, werden sie sich wenig um dieses krankmachende Zeug kümmern. Die guten Ernährungsgewohnheiten nützen ihnen ein Leben lang.

Quelle: Adelle Davis: „Wir wollen gesunde Kinder“, Originaltitel: „Let’s have healthy children“ – Das Buch ist in Deutschland leider nicht mehr erhältlich.

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