Biotina


Die Basis

einer guten Säuglingsnahrung

Wie gut eine Säuglingsnahrung ist, hängt größtenteils davon ab, welche Milch sie enthält. Ich werde auf jede Art von Säuglingsnahrung eingehen, so daß Sie die gesündeste Nahrung wählen können, die Ihnen zur Verfügung steht.

Frauenmilch

In Amerika ist es mancherorts möglich, Frauenmilch von Milchsammelstellen zu bekommen. (Diese Möglichkeit gibt es in Deutschland leider nicht, d.Ü.). Ihnen bleibt, wenn Sie nicht stillen können, nur die Möglichkeit, alles dranzusetzen, den Milchfluß doch anzuregen. Vor allem auch für Frühgeburten und kränkelnde Säuglinge ist Frauenmilch wichtig. Schon ein Fläschchen täglich würde das Wachstum wichtiger Darmbakterien stimulieren und dem kleinen Wesen menschliche Antikörper zuführen, so daß es viel widerstandsfähiger gegen Infektionen wird. Je mehr und je länger das Kind Frauenmilch erhält, desto gesünder ist es mit Sicherheit. Ein Kind, das Frauenmilch bekommt, leidet weniger an Infektionen der oberen Atemwege, hat nicht so leicht von krankheitserregenden Bakterien im Darmtrakt verursachten Durchfall und ist, dank der Immunstoffe in der Frauenmilch, viel weniger anfällig gegen Infektionskrankheiten aller Art. Die Kinder scheinen damit auch relativ immun gegen bakterielle Erkrankungen wie Tetanus, Keuchhusten, Lungenentzündung und Diphtherie zu sein, sowie gegen Krankheiten, die durch Coxsackieviren, Ödeme, Erkältungen und Polioviren entstehen. Ob Ihr Kind geimpft werden soll, steht im Ermessen Ihres Kinderarztes. Frauenmilch erspart Antibiotika, Arzneimittel und häufige Krankenhausaufenthalte.

Bis zu Beginn dieses Jahrhunderts stellten Mütter, die ihre Kinder nicht stillen konnten oder wollten, eine Amme ein, die ausreichend Milch hatte. Zu Großvaters Zeiten und in »weniger entwickelten« Gebieten war die Amme eine wohlbekannte Erscheinung. Mütter, die selbst nicht stillen konnten, hatte keine Schwierigkeiten, eine Amme zu finden. Heute spielt diese Art der Säuglingsernährung keine Rolle mehr. Das Berufsbild der Amme ging mit der Industrialisierung unter, seit die Frauen durch die Arbeit in der Fabrik mehr verdienen konnten.

Für die ersten beiden Wochen, in denen unser kleiner Sohn, den wir adoptieren wollten, bei uns war, kaufte ich für ihn Frauenmilch. Es war in der Tat wunderbar mit anzusehen, wie schnell aus dem kränklichen, kümmerlichen Kerlchen ein kräftiges, hübsches Baby wurde. Die Tatsache, daß er in seinen ersten Lebensjahren keine Infektionskrankheiten hatte, ist sicher zum Teil auf diese hervorragende Milch zurückzuführen.

Medizinisch kontrollierte Rohmilch

Frische Kuhmilch im frühen Säuglingsalter — eine verbreitete Praxis — verursacht nachweisliche Eisenmängel. Nicht nur bei Säuglingen können nach einem übermäßigen Milchgenuß Eisenmängel auftreten. Wenn auch noch nicht nachgewiesen werden konnte, wie es dazu kommt, so stützen die bisherigen Ergebnisse doch die These, daß die Rohmilch Blutungen im Darm verursacht, die zu einem unsichtbaren Blutverlust mit dem Stuhl führt. Daß Blut ausgeschieden wird, läßt sich durch Laboranalysen der Faeces feststellen.

Ziegenmilch

Klinische Experimente mit Ziegenmilch als Säuglingsnahrung, die vielerorts auf der Welt durchgeführt worden sind, rechtfertigen die Annahme, daß sie von ihrem Nährwert her weitgehend adäquat ist. In manchen Fällen kann es allerdings zu schweren allergischen Reaktionen kommen, die eine Weiterverwendung ausschließen. Ziegenmilch ist reich an Niacin und aufgrund der Zusammensetzung ihres Fettes leichter verdaulich als Kuhmilch. Ziegenmilch enthält allerdings wenig Folsäure, und ein Folatmangel kann sich in einer megaloblastischen Anämie auswirken. Wenn Ziegenmilch die Hauptnahrungsquelle des Säuglings ist, braucht er täglich 50 Mikrogramm Folsäure, soll es zu keiner megaloblastischen Anämie kommen.

Sauermilchnahrung

Jene Säuglingsnahrungen, die die Milchsäurebakterien von Joghurt oder Bioghurt enthalten, bieten so viele Vorzüge, daß man sie eigentlich häufiger als bislang verwenden sollte. Die wertvollen Bakterien im Joghurt oder Bioghurt verwandeln den in der Milch vorhandenen Milchzucker zu Milchsäure. Die Milchsäure zerlegt die geronnene Milch in feinere und leichter verdauliche Partikel. Laktoseintoleranz ist bei Neugeborenen relativ selten. Wer bei Milch unter Magenverstimmungen zu leiden hat, kann statt dessen auf Joghurtoder Buttermilchprodukte zurückgreifen, da diese weniger Laktose als Milch enthalten.

Die Säuglingsnahrung sollte in ihrer Zusammensetzung der Frauenmilch so weit wie möglich gleichen. Frauenmilch enthält beispielsweise den Bifidus-Faktor, der normalerweise die Bildung der milchsauren »Bifidus-Darmflora« beim Säugling stimuliert. Da Kuhmilch diesen Faktor nicht enthält, kann sich durch die Zugabe von Joghurt in die Säuglingsnahrung diese wichtige, krankheitshemmende Darmflora auch bei Flaschenkindern bilden. Beraten Sie sich mit Ihrem Kinderarzt, wieviel Sie dafür nehmen sollten.

Der mit dem Lactobacillus acidophilus hergestellte Bioghurt trägt dazu bei, eine gesunde Bakterienflora im Verdauungstrakt zu erzeugen. Er hilft bei Verstopfung und Durchfall, deren Ursache Staphylokokken und E-Coli-Bakterien sind. Manche Kinderärzte raten davon ab, weil er eine Azidose verursachen kann. Andere wiederum meinen, daß er aufgrund der leichteren Resorbierbarkeit besser verträglich ist.

Säuglingsnahrung mit pasteurisierter Milch

Mit pasteurisierter Milch läßt sich durchaus eine adäquate Säuglingsnahrung herstellen, vorausgesetzt, man fügt der täglichen Ration eine Joghurt-Tablette, einen Acidophilus-Erreger oder einige Teelöffel ungesüßten Joghurt zu. Allerdings zerstört das Pasteurisieren Enzyme, Hormone, Vitamin C und verschiedene B-Vitamine, vor allem Folsäure und Pantothensäure. Glücklicherweise wurde in den letzten Jahren immer stärker darauf geachtet, daß die Säuglingsnahrung in Zusammensetzung und Herstellung hinsichtlich der Qualität und Quantität der Proteine, Kohlenhydrate, Fette und Mineralstoffe der Frauenmilch gleicht, d. h. die Säuglingsnahrung wurde adaptiert. Der Muttermilch kommt ein Produkt sehr nahe, in dem fettarme Milch mit demineralisierter Molke kombiniert wurde. In Schweden wird ein selbstgemachter Muttermilchersatz empfohlen, der fast denselben Nährwert hat wie die kommerziell vertriebene Säuglingsnahrung.

Pasteurisierte Milch kann einem gesunden Neugeborenen gewöhnlich nicht schaden, auch wenn sie nicht sterilisiert ist. Allerdings läßt sich das Sterilisieren bei schlechter Kühlung der Milch nicht umgehen, vor allem in Hitzeperioden, wenn sich die Bakterien rasend schnell vermehren und besonders, wenn die Babys krank oder noch sehr klein sind. Die Haut, die sich beim Abkochen der Milch bildet, enthält wertvolles Protein, das Lactalbumin; wenn man sie entfernt, geht Nährwert verloren.

Wenn man die gesamte Tagesration pasteurisierter Milch auf einmal zubereitet und in Flaschen füllt, und diese dann in kochendes Wasser oder Dampf stellt, werden Flaschen, Gummiteile und Nahrung gleichzeitig sterilisiert und es geht kein Protein verloren. In diesem Fall führt man den Joghurt oder Bioghurt nachträglich mit einem sterilen Löffel ein.

Pasteurisierte, nicht homogenisierte Milch ist einer homogenisierten vorzuziehen. Beim Homogenisieren wird die Milch mit Druckluft in einen Zerstäuber gepreßt, wobei ein beträchtlicher Anteil Vitamin A verlorengeht. Eine neuseeländische Untersuchung ergab, daß Säuglinge, die homogenisierte Milch erhielten, im Alter von drei bis sechs Monaten bereits einen deutlich erhöhten Serumcholesterinspiegel aufwiesen. Bei einer Nachuntersuchung im Alter von fünf Jahren war der Cholesterinspiegel immer noch höher als bei den Kindern aus der Kontrollgruppe, die keine homogenisierte Milch bekommen hatten.

Trockenmilch

Wenn man keine frische Milch bekommt, kann man die Flaschennahrung auch aus Milchpulver herstellen; allerdings muß es noch Butterfett enthalten oder man muß 1/4 Tasse leichte Sahne pro Liter zugeben. Früher führte die Hitzebehandlung bei der Trockenmilch dazu, daß sie nur mehr wenig Lysin enthielt, aber die Hersteller behaupten heute, daß das Wasser größtenteils im Vakuum verdampft und daß die Milch nur wenig erhitzt wird.

Wenn man die Trockenmilch nicht gut verschlossen aufbewahrt, so klumpt sie gern. Bevor man damit eine Säuglingsnahrung zubereitet, sollte man sie in flüssige Milch zurückverwandeln; meist steht auf der Anleitung, daß eine 3/4 Tasse Milchpulver mit 31/2 Tassen Wasser anzurühren sind.

Säuglingsnahrung mit Kondensmilch

Kondensierte Milch wird ohne die Zugabe von Zucker durch Verdampfen haltbar gemacht. Kondensmilch ist praktisch für die Zubereitung von Säuglingsnahrung und in den USA sehr beliebt. Die Milch wird gewöhnlich mit Vitamin D und oft auch Vitamin A und C angereichert. Sie hat zwei eindeutige Vorteile: Der eine, daß die geronnenen Partikel im Magen kleiner und insofern leichter verdaulich sind, der andere, daß das Sterilisierungsverfahren durch Erhitzen Milchallergien leichter verhindert als das Trocknungsverfahren. Auf der anderen Seite geht bei eben diesem Prozeß leider die Hälfte des Vitamin-B6-Gehalts (Pyridoxin) verloren. Es ist schon vorgekommen, daß Säuglinge, die auf Kondensmilchbasis ernährt wurden, an Krämpfen litten, bis ihnen Vitamin B6 zugeführt wurde. Experimente mit Ratten zeigten dasselbe Ergebnis.

Säuglingsnahrung auf Sojamilchbasis

Sojamilchprodukte nimmt man am besten dann, wenn das Kind allergisch auf Kuhmilch reagiert, oder wenn jemand in der Familie an Ekzemen, Asthma oder Heuschnupfen leidet. Am besten wäre natürlich, das Kind 6 bis 12 Monate zu stillen und auf Kuhmilch zu verzichten.

Die gebräuchlichsten Säuglingsnahrungen werden aus Proteinen, die aus mit Methionin angereichertem Sojamehl isoliert werden, Maissirup und Saccharose und Soja- oder Pflanzenöl sowie zusätzlichen Mineralstoffen und Vitaminen gemacht.

In rohem Sojamehl ist eine Aminosäure, Trypsin, blockiert. Dieses Problem wird durch das Erhitzen bei der Herstellung des Produktes behoben. Ratten, die mit rohen Sojabohnen oder Sojamehl gefüttert wurden, bekamen einen Kropf. Aus diesem Grund wird dem industriell gefertigten Produkt Jod beigegeben.

Private Beobachtungen wie auch verschiedene Tierversuche ergaben, daß der Nährwert je nach Produkt erheblich schwankt.

Kunstmilch

Vielfach wird Säuglingsnahrung heute einfach aus einer Mischung von billigem Pflanzenöl, frischer oder pulverisierter Magermilch oder fettarmem Milchpulver gemacht. Tatsächlich könnte man in diesem Sinne die meisten industriell gefertigten Säuglingsnahrungen als Kunstmilch bezeichnen. (Als Kunstmilch bezeichnen wir hier eine Mischung aus Magermilch und Pflanzenöl, normalerweise Kokosöl oder teilweise gehärtetem Soja- oder Maiskeimöl. Zwei Arten sind im Handel: eine Mischung aus flüssiger Magermilch mit Pflanzenöl, der manchmal außerdem feste Magermilchstoffe zugegeben sind; Wasser, fettarmes Milchpulver, Pflanzenöl, Maissirupkristalle und Sojaprotein oder Natrium-Kaseinat.) Im Vergleich zu Vollmilch ist Kunstmilch im Hinblick auf Proteine und Mineralstoffe wenig nahrhaft. Die Kalorien kommen größtenteils vom Maissirup, der anstelle von Laktose genommen wird. Statt mit Milchproteinen macht man sie oft aus Natrium-Kaseinat, dessen Nährwert zweifelhaft ist. Die Hersteller behaupten, daß einige Kunstmilchprodukte keine Allergien erzeugen können, da sie nur Wasser, Proteine (normalerweise Natrium-Kaseinat oder isolierte Sojaproteine), Maissirup, Saccharose und Pflanzenöl und keine Molkereiprodukte enthalten. Was meist nicht auf dem Etikett steht, sind verschiedene Emulgatoren, Stabilisatoren, künstliche Geschmacksstoffe, Farbstoffe und Zusätze wie Natrium-Silicoaluminat.

Dr. S. Fomon, Professor für Kinderheilkunde an der Medizinischen Fakultät der Universität von Iowa, schreibt in seiner beeindruckenden Abhandlung über »Infant Nutrition«, daß Kunstmilchprodukte allgemein als Säuglings- oder Kleinkindernahrung nicht empfohlen werden können. »Bei längerfristiger Ernährung mit Kunstmilchprodukten können Nährstoffmängelstörungen auftreten«. Trotzdem werden diese Produkte immer noch vielfach verwendet. Alles, was ich dazu sagen kann, ist »Gott steh‘ unseren armen amerikanischen Kindern bei!«

Die Gefahr von Magermilchprodukten

Tausende von Kinderärzten empfehlen heutzutage Magermilchprodukte für Säuglinge, obwohl die Forschung schon wiederholt darauf hingewiesen hat, wie außerordentlich gefährlich diese Produkte sind. Erstmals vor 50 Jahren und seither noch in vielen anderen Versuchen wurde nachgewiesen, daß Kalzium aus der Milch nur mit Hilfe von Fett resorbiert werden kann. Auch für die Resorption der Vitamine A, D, E und K ist Fett nötig. Ratten, die mit Magermilch aufgezogen wurden, haben grauen Star bekommen. Bei mit Vollmilch ernährten Ratten kam es in keinem Fall zu dieser Erkrankung. Und ohne Fett steht die für jede Körper- und Gehirnzellen wichtige Linolsäure nicht zur Verfügung. Bei einem entsprechenden Mangel können Nierenschäden, ein überhoher Fettsäuregehalt im Blut, Hautschäden, unzureichende Gewichtszunahme und mangelhafte Wundheilung auftreten. Wurden junge Ratten bei fettfreier Kost gehalten, konnte sich ihr Gehirn nicht entwickeln.

Bei solchen Magermilchprodukten reagieren die Säuglinge stärker auf Infektionen; schon bei halb entrahmter Milch nimmt die Resistenz bereits merklich ab. Säuglinge, die mit Magermilchprodukten ernährt werden, haben extrem wenig Vitamin E im Blut. Die in den USA ebenso wie in Kanada verzeichnete rasche Zunahme von rachitischen Erkrankungen wird größtenteils auf solche Magermilchprodukte zurückgeführt. Der Fettmangel führt zweifellos noch zu anderen, bislang noch nicht erforschten Schäden. Versuchstiere aller Art, auch Insekten, erkranken an schweren Nierenschäden, wenn sie fettfrei ernährt werden. Wenn Linolsäure fehlt, steigt insgesamt der Fettsäuregehalt im Blut und in den Arterien lagert sich bedenklich viel Cholesterol ab, was bei amerikanischen Säuglingen heute, wie man feststellen mußte, nicht selten der Fall ist.

Seit Jahren weiß man, daß Säuglinge, die Magermilch erhalten — und somit keine Linolsäure —, an schweren Ekzemen erkranken. Ärzte aus der Pädiatrieabteilung an der Universität von Texas untersuchten in einer vergleichenden Studie, die 428 Säuglinge erfaßte, den Wert von Produkten aus Büchsenmagermilch plus Kokosbutter. Die Säuglinge, die die Magermilchprodukte bekamen, hatten bald einen weichen Stuhl und mit drei Monaten litten sie alle an roten, wunden, nässenden Ekzemen in den Kniebeugen, Ellbogen und am Gesäß, und an einer Hautreizung am After, was bei Säuglingen, die Butterfett oder Pflanzenöl bekommen hatten, nicht festgestellt werden konnte. Eines von drei Babys entwickelte Ekzeme, die immer schlimmer wurden, bis sie schließlich Linolsäure bekamen; als die Ekzeme abgeheilt waren, wurde die Linolsäure abgesetzt und es kam zu einem Rückschlag. Viele Magermilch-Säuglinge blieben im Wachstum zurück; manche erhielten diese Nahrung bis zum Alter von neun Monaten. Bei allen Vergleichsgruppen traten Infektionskrankheiten auf, aber die, die am ernsthaftesten erkrankten, waren die Magermilch-Kinder. 26 mußten stationär behandelt werden und sieben starben, eines an bronchialer Pneumonie und Diarrhöe — es war erst 41 Tage alt. Schließlich wurde der Versuch mit den Magermilchprodukten beendet, eine Fortführung erschien zu riskant. Von all den getesteten Säuglingsnahrungen erzeugten die Vollmilchprodukte die gesündesten Säuglinge.

Alle Produkte waren durch den Maissirup so zuckerhaltig, daß der Stuhl der Säuglinge, die Diarrhöe hatten, als sirupartig zu bezeichnen war. Diesen Säuglingen gab man Vitamin A, C, D und ein bißchen Vitamin B1, B2, Niacin und eine winzige Dosis Vitamin B6, das die meisten Säuglinge brauchen. Offenbar lag bei allen ein Mangel an Pantothensäure, Folsäure, Biotin, Cholin, Inositol, Vitamin B12, Magnesium, Zink, Jod und anderen Spurenelementen vor.

Die gutgläubigen Eltern verleitete man zur Teilnahme an diesem Experiment, indem man ihnen kostenlose Säuglingsnahrung und medizinische Betreuung, inklusive nächtlicher Notrufe, anbot. Alle anfallenden Kosten wurden von einem bekannten Babykosthersteller getragen. Mir zeigt das nur, daß deren Kinderliebe Grenzen hat. Als ich diesen Bericht zum erstenmal las, war ich derart schockiert, daß ich einfach nicht glauben wollte, was ich da gelesen hatte. Wenn Sie Zweifel an meiner Darstellung des Berichts haben — was bei manchen Lesern sicherlich der Fall ist —, fordere ich Sie dringend auf, eine medizinische Bibliothek aufzusuchen und den Forschungsbericht selbst nachzulesen. Dieser Versuch ist keineswegs der einzige, in dem Säuglingen essentielle Nährstoffe entzogen wurden. Wo soll man die Grenzen ziehen zwischen Forschung und Grausamkeit? Wir wissen, daß Wissenschaftler bei Tieren durch Ernährungsmängel Krankheiten erzeugen. Ist es nicht höchste Zeit zu erkennen, daß einige ernährungsphysiologisch unerfahrene Pädiater bei Säuglingen durch eine vergleichbar falsche Ernährung Krankheiten hervorrufen?

In seiner Untersuchung aus dem Jahre 1974 stellt Dr. Fomon fest, daß diese Art von Säuglingsernährung selbst dann lebensbedrohend sein kann, wenn die Magermilchprodukte mit Saffloröl (für die Linolsäure), fettlöslichen Vitaminen und Eisen aufgebessert sind. Die gesundheitliche und ernährungsmäßige Verfassung der mit diesen Produkten ernährten Säuglinge schien zwar befriedigend, allerdings war die Gesamtkalorienzufuhr hier niedriger als bei irgendeinem anderen Produkt. Dr. Fomon nimmt an, daß der Säugling, der über einen längeren Zeitraum hinweg auf diese Art und Weise ernährt wird, auf seine Fettreserven zurückgreifen muß. Wenn das Kind zu diesem Zeitpunkt erkrankt und seine Nahrungsaufnahme dadurch gefährdet ist, könnte sein Leben konkret bedroht sein. Keiner weiß genau, wie groß der Schaden ist, der den Tausenden von Kindern zugefügt wird, die heutzutage mit Magermilchprodukten ernährt werden. Es besteht kein Zweifel, daß sie ihr Leben lang an den Auswirkungen ihrer falschen Ernährung zu leiden haben.

Fertignahrung für Säuglinge

Viele Kinderärzte empfehlen immer noch industriell hergestellte und in Büchsen konservierte Säuglingsnahrung. Man muß nicht lang erklären, wie sie zuzubereiten sind, man hat keine Mühe damit, und die Vertreter der großen Konzerne, die diese Produkte vertreiben und selbst keine Ahnung von Ernährungsphysiologie haben, behaupten gewöhnlich, daß sie genauso gut wie Muttermilch sind. Alle diese Produkte weisen vielfache Nährstoffmängel auf; daher empfinde ich es als eine Schande, daß sie überhaupt produziert werden, daß Kinderärzte sie empfehlen und daß Eltern sie kaufen. Ich bin fest überzeugt, daß auf diese Art und Weise ernährte Kinder ihre Erbanlagen nie zur vollen Entfaltung bringen können.

Für Muttermilch gibt es keinen Ersatz.

Die Aminosäuren sind in ihr so vertreten und dosiert, daß sie vom Stoffwechsel eines Neugeborenen verarbeitet werden können. Das in der Frauenmilch enthaltene Fett kann ebenso gut resorbiert werden wie die natürlichen Antikörper, die über die Milch übertragen werden. Brustkinder erkranken nicht so leicht an Anämie und Atemwegsinfektionen und einer endlosen Liste weiterer Krankheiten, weil die Muttermilch genau auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt ist. Selbst wenn die Chemiker alle bekannten Substanzen herstellen und in ein Säuglingsprodukt umsetzen könnten, würden immer noch die Substanzen fehlen, die der Wissenschaft noch ein Rätsel sind. Wir sind noch nicht so weit, wir können ein komplexes Nahrungsmittel wie die Muttermilch noch nicht so exakt kopieren, daß es alle chemischen Bestandteile dieses Nahrungsmittels enthält. Es ist in der Tat tragisch, daß hier bei uns ernährungswissenschaftlich unerfahrene Menschen als Autoritäten in Fragen der Säuglingsernährung gelten, auch wenn sie sicher in der besten Absicht handeln und gut ausgebildet sind. Glücklicherweise können ernährungsbewußte Eltern zusammen mit ernährungswissenschaftlich geschulten Ärzten die Gesundheit ihrer Kinder schützen, wenn sie den Mut dazu haben.

 Quelle: Adelle Davis: „Wir wollen gesunde Kinder“, Originaltitel: „Let’s have healthy children“ – Das Buch ist in Deutschland leider nicht mehr erhältlich.

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