Biotina


Vorgewarnt sein

heißt gewappnet sein

Ein Problem, das mich quält, sind die vielen Eltern, die ihren Säuglingen Medikamente geben, die sie offenbar für unschädlich halten. Wir sollten uns insofern das leichteste dieser häufig verwendeten Medikamente einmal näher ansehen.

Darf man Aspirin geben?

Die häufigste Form unbeabsichtigter Vergiftung ist immer noch die durch Aspirin. Etwa 15 Prozent aller Unglücksfälle durch Vergiftung bei kleinen Kindern werden durch Aspirin verursacht. Zu manchen dieser Unglücksfälle kommt es, wenn Eltern voll guter Absichten mit diesem Medikament Erkältungen, Fieber und Schmerzen beim Zahnen behandeln oder auch nur ihren Säugling damit zum Schlafen bringen wollen. Mehr als 10 Millionen Dollar werden jedes Jahr allein für »Baby-Aspirin« ausgegeben, obwohl die American Medical Association die Ärzte schon wiederholt darauf hingewiesen hat, daß Aspirin keineswegs ein harmloses Medikament ist. Aspirin kann die Verdauung des Kindes durcheinanderbringen, viele Enzyme in ihrer Funktion beeinträchtigen, das Blut schneller gerinnen lassen, zur Ausscheidung vieler Nährstoffe mit dem Urin führen und schwere Allergien verursachen, den Nährstoffbedarf insgesamt erhöhen und selbst auf die Chromosomen einwirken. Wenn eine hohe Dosis Aspirin über längere Zeit hin eingenommen wird, kann der Vitamin-C-Gehalt von Blutplasma und Blutplättchen signifikant abfallen. Vernünftige Eltern geben ihren Kindern am besten überhaupt kein Aspirin. Wenn es unbedingt sein muß, sollte man ihnen zu jeder Aspirintablette 500 mg Vitamin C geben.

Verlangen Sie keine Medikamente von Ihrem Arzt

Für sogenannte »Wunderpillen« wird so glühend geworben, daß uninformierte Eltern nicht selten ihren Arzt darum angehen. Vertrauen Sie Ihrem Kinderarzt darin, welche Medikamente Ihr Kind wann braucht, er ist auf diesem Gebiet hervorragend ausgebildet. Viele Medikamente, wie auch Penicillin und andere Antibiotika, können so schwere Vitamin-B6-Mängel verursachen, daß es zu Konvulsionen und anderen schweren Gesundheitsstörungen kommt. Ich bin wirklich schockiert, wieviel Eltern zu mir kommen, deren sicher noch als Babys zu bezeichnende Kinder — 18 Monate oder jünger — seit einer Behandlung mit Antibiotika bereits Diabetiker sind. Eine Anzahl von Medikamenten, darunter auch verschiedene Antibiotika, verursachen oft schwere Leberschäden. Auch unerkannte, aber schlimme Allergien gegen Medikamente gibt es, manch ein Kind ist schon unmittelbar nach einer Injektion von Antibiotika an anaphylaktischem Schock gestorben. Werden im ersten Drittel der Schwangerschaft Beruhigungsmittel genommen, besteht ein erhöhtes Risiko angeborener Mißbildungen beim Kind. Da durch orale Antibiotika wertvolle Darmbakterien abgetötet werden, können sie vielfache Vitamin-B- und Vitamin-K-Mängel erzeugen, die schwere Blutungen verursachen können. Außerdem verursachen oral verabreichte Antibiotika oft gefährliche Veränderungen der Darmwände, die in manchen Fällen Geschwüre bilden; sie beeinträchtigen die Resorption der Nährstoffe und können im Genitalbereich zu Entzündungen und schwerem Juckreiz führen. Manche beeinträchtigen die Hörfähigkeit, durch andere verfärben sich die Zähne auf Dauer gelb. Überdies entwickeln die Bakterien bei einer häufigen Antibiotika-Behandlung möglicherweise eine solche Resistenz dagegen, daß diese Medikamente nicht mehr wirken, wenn sie zur Lebensrettung wirklich dringend benötigt werden.

Jedes Medikament ist toxisch; jedes ist potentiell giftig; deshalb werden sie nur auf Rezept verkauft. Medikamente wirken im allgemeinen schnell auf die körpereigenen wie auch die pathogenen Enzymfunktionen. Nährstoffe arbeiten langsamer beim Aufbau des körpereigenen Enzymsystems, so daß der Körper weniger anfällig für pathogenen Befall wird und die bereits vorhandenen pathogenen Enzyme leichter zerstört werden können. Je besser die Ernährung, desto weniger kann ein Medikament schaden und desto besser kann es wirken. Manche Medikamente entfalten bei einem guten Ernährungszustand eine viel größere Wirksamkeit. Vitamin C, das im Körper entgiftend wirkt, kann das Ausmaß des durch ein Medikament angerichteten Schadens in Grenzen halten, seine Wirksamkeit steigern und die erforderliche Dauer der Einnahme verkürzen. Je mehr Medikamente man aber nimmt, desto mehr Vitamin C wird nötig. Bereits eine einzige Dosis des Medikaments kann dann einen Großteil des Vitamins verbrauchen. Wenn man also Medikamente nehmen muß, würde ich raten, mit jeder Dosis eine ärztlich verordnete Dosis Vitamin C einzunehmen, da das Medikament der Resorption des Vitamins entgegenwirkt. Wenn ein Säugling, der Antibiotika bekommt, vielleicht zusätzlich 10 mg Vitamin B6 erhält, lassen sich möglicherweise tragische Nebenwirkungen verhüten. Werden Antibiotika oral eingenommen, sollte man während der Behandlung und drei Wochen oder länger danach noch täglich Joghurt oder Bioghurt geben, um die wertvolle Darmflora zu ersetzen. Bei einem unter 6 Monate alten Säugling darf man nur ganz wenig Joghurt nehmen. Bei den noch unreifen kindlichen Nieren und dem sehr durchlässigen Dünndarm kann es sonst zu Nierenschäden oder Allergien kommen.

Ich will hier noch einmal betonen, daß Medikamente bei einer Anpassung der Ernährung an die Erfordernisse der Krankheit nur in seltenen Fällen nötig sind.

Was man nach einer dauerhaften Gesundheitsschädigung tun kann

Abgesehen von einer falschen Ernährung gibt es noch viele andere Krankheitsursachen. Oft ist es schon zu irreparablen Schäden gekommen, die eine richtige Ernährung zwar verhindert hätten, nun aber nicht mehr korrigiert werden können. Hierfür stehen geistige Zurückgebliebenheit, angeborene Stoffwechselstörungen und ernährungsbedingte Muskeldystrophie (nicht zu verwechseln mit genetischer Muskeldystrophie).

Ein Kind, das an einem irreparablen gesundheitlichen Schaden leidet, sollte mehr als gut ernährt werden, auch wenn es von seiner Krankheit nicht mehr geheilt werden kann. Oft entwickeln solche Kinder vielfache Ernährungsmängel, deren Symptome fälschlicherweise für Erscheinungsformen der Krankheit gehalten werden. Dr. Henry Turkel, ein Kinderarzt in Detroit, konnte bei 200 Kindern, die am Down-Syndrom (Mongolismus) litten, durch eine Behandlung, zu der auch eine bessere Ernährung gehörte, über ausgezeichnete Fortschritte berichten. Unheilbare Leiden liegen allerdings außerhalb der Reichweite dieses Buches.

Zahnen

Anscheinend hat noch niemand die Wirkung der Ernährung auf das Zahnen erforscht, obwohl ich sicher bin, daß manche Säuglinge in dieser Zeit schlimm zu leiden haben. Kalzium, Magnesium und Vitamin E können jeweils die Schmerzempfindlichkeit senken; insofern bringen diese Nährstoffe einem Kind Erleichterung. Sicher stellt das Zahnen eine große Anstrengung dar, so daß der Bedarf an allen Nährstoffen, besonders Vitamin C und Pantothensäure, jetzt besonders groß ist. Da man so viel über das Zähnekriegen hört, war ich überrascht, daß meine Kinder sich in dieser Zeit nicht unwohl zu fühlen schienen. Ich bin seither zu der Überzeugung gelangt, daß ihre gute Ernährung eine viel größere Hilfe war, als es das gewöhnlich in diesen Fällen verabreichte Aspirin hätte sein können; und ich vermute, daß für viele Eltern und Kinder das Zahnen zu einer angenehmeren Angelegenheit gemacht werden könnte.

Das hyperaktive Kind

Zwanghafte Überaktivität und Unfähigkeit zur Entspannung sind charakteristische Symptome einer Überfütterung mit Phosphor, verbunden mit einem Magnesium-, Kalzium-, Vitamin-B6- und Vitamin-D-Mangel, wobei letzteres für die Kalzium-Resorption wesentlich ist. Dieses Problem ist immer häufiger anzutreffen, da viele Ärzte durch die Empfehlung von Magermilchprodukten die Resorption von Kalzium und Vitamin D verhindern. Hyperaktive Kinder, für die ich Ernährungsprogramme aufgestellt habe — und ich hatte viele solcher »Zappelphilippe« – ernähren sich größtenteils von Süßigkeiten, Limonade und Weißmehlprodukten. Meist ist der Magnesiummangel die Hauptursache des Problems, und schon nach einer Woche sind bei einer entsprechenden Nährstoffzufuhr deutliche Veränderungen festzustellen. Ich habe zum Beispiel einen Ernährungsplan für ein dreijähriges Kind aufgestellt, das die meiste Zeit seines Lebens so zappelig gewesen war, daß es absolut nervenaufreibend war, in seiner Nähe zu sein. Es verfügt zwar immer noch über eine erfreuliche Energie, kann sich jetzt aber wie ein Stück Watte entspannen und der Umgang mit ihm ist äußerst angenehm.

Dr. Ben F. Feingold arbeitete viel und erfolgreich mit hyperaktiven und lernbehinderten Kindern und schrieb über seine Arbeit ein Buch mit dem Titel »Why Your Child is Hyperactive«. Die Feingold-Diät scheidet zwei Nahrungsgruppen aus. Die erste Gruppe umfaßt alle Nahrungsmittel, die künstliche Farbstoffe und künstliche Geschmacksstoffe sowie zwei spezifische Konservierungsmittel (BHA und BHT) enthalten. Gruppe 2 besteht aus Obst und Gemüse, die natürliche Salizylate enthalten. Dazu gehören Mandeln, Äpfel, Aprikosen, Kirschen, Beeren, Weintrauben, Rosinen, grüne Paprika, Orangen, Pfirsiche, Erbsen, Tomaten und anderes mehr. Die Feingold-Association in den Vereinigten Staaten hat eine Liste erlaubter Lebensmittel zusammengestellt, die die jeweiligen regionalen Marktverhältnisse in den Vereinigten Staaten berücksichtigt.

Jedes aktive Kind braucht mehr Nährstoffe als ein lethargisches. Aus diesem Grund sollte die Ernährung eines überaktiven Kindes in jeder Hinsicht stärker auf seinen Bedarf abgestimmt sein. Ich empfehle, einem solchen Kind täglich mit einem Liter Vollmilch 1 g Kalzium zu geben; wichtig sind auch 2 Teelöffel Lebertran mit 200 I. E. Vitamin E, soviel Hefe, Leber und Weizenkeime, wie es essen will, 10 mg oder mehr Vitamin B6, ein ausgewogenes Vitamin-B-Präparat in Form von Sirup oder Tabletten für größere Kinder, und ein Viertel Teelöffel von Magnesiumoxid in Milch zum Frühstück und zum Abendessen, wenn es davon keinen Durchfall bekommt.

Manche Ärzte glauben, daß Hyperaktivität meist auf eine Unterfunktion der Nebennieren zurückzuführen ist. In diesem Fall müssen die Nebennieren wiederhergestellt werden, bevor es zu einer Entspannung kommen kann. Jedoch, was auch immer die Ursache sein mag, mit der richtigen Ernährung ist mehr zu erreichen als mit den üblichen Beruhigungsmitteln.

Verbrennungen

Eine Mutter erzählte mir kürzlich, daß sich ihr Kind verbrannt habe. »Seine Flasche stand in kochendem Wasser«, erklärte sie mir.

»Der Griff des Topfes verfing sich in meiner Rocktasche, und das Wasser spritzte dem Kind ins Gesicht.« Solch ein tragisches Ereignis muß nicht mehr teuflische Schmerzen oder lebenslang entstellende Narben verursachen. Die kanadischen Forscher Dr. Wilfrid und Dr. Evans Shute haben vor Jahren auf einem Ernährungskongreß Farbfotos Dutzender so schrecklich verbrannter Patienten gezeigt, daß viele Leute den Raum verließen. Sie berichteten aber, daß sich der Schmerz nach wenigen Minuten legte, wenn man Vitamin E oder Vitamin-E-Salbe direkt auf Verbrennungen ersten und zweiten Grades auftrug; und wenn das Vitamin gleichzeitig oral eingenommen und auch auf die Verbrennung aufgetragen wurde, bildete sich darüber schnell gesundes Gewebe und es blieben keine entstellenden Narben. Auch bei Verbrennungen dritten Grades hilft es. Ich habe selbst extrem schwere Verbrennungen gesehen, die ohne Narben verheilt sind, nachdem Vitamin-E-Kapseln aufgestochen und ihr Inhalt mehrmals täglich auf die verbrannten Stellen ausgedrückt worden war.

Dr. Fred Klenner hat herausgefunden, daß Vitamin C ebenso wirksam sein kann. Er empfiehlt, 50 Tabletten Vitamin C von je 500 mg in einem Liter Wasser aufzulösen. Diese Lösung kann auf die verbrannte Stelle aufgesprüht werden oder man durchtränkt damit ein Tuch, das auf die Brandwunde aufgelegt wird. Diese Lösung darf nicht getrunken werden. In manchen Fällen hat er die Lösung auch intravenös verabreicht. Er hat mir erzählt, daß der Schmerz so schnell gelindert wird, daß selbst Menschen mit extrem schweren Verbrennungen keine schmerzstillenden Mittel brauchten und daß bei der gleichzeitigen Einnahme von 10 bis 15 g Vitamin C solche Brandwunden schnell und ohne Narbenbildung heilten.

Eine Freundin, der ich von Dr. Klenners Erfahrungen mit Verbrennungen erzählte, schwört darauf, daß ihr das das Leben gerettet habe. Nach einem Skiausflug hatte sie eine große Thermosflasche kochendheißen Kaffees auf ihrem Schoß verschüttet. Sie sagte, die Schmerzen seien unerträglich gewesen, aber wenige Minuten nach dem Auftragen der Vitamin-C-Lösung sei die Entzündung verschwunden.

Eine Salbe, die das B-Vitamin Para-Aminobenzoesäure enthält, ist sowohl für die Verhütung eines Sonnenbrands als auch zur Schmerzlinderung bei schwerem Sonnenbrand wirksam. Sie scheint auch bei anderen Verbrennungen schmerzstillend zu wirken. Ein Kind mit schweren Verbrennungen kann so stark austrocknen, daß es ins Krankenhaus muß. Es ist immer angeraten, ärztliche Hilfe zu suchen, wenn die Verbrennung tief ist oder größer als einige Quadratzentimeter.

Ich persönlich bin der Meinung, daß Vitamin C im Hause sein sollte, solange kleine Kinder in der Familie sind; ein billiges Sprühfläschchen kann für einen ebensolchen Notfall gekauft und mit dem Ascorbinsäurepulver aufbewahrt werden. Wenn der Notfall dann eintreten sollte, wird das Pulver mit Wasser aufgelöst, eingefüllt, geschüttelt und ist dann fertig zum Einsatz. (Wenn man das Wasser schon vorher aufgießt und die Lösung so aufbewahrt, zersetzt sich das Vitamin und hat vermutlich keinen großen Wert mehr.) Hat sich ein Kind schwer verbrannt, könnte ein Elternteil das Vitamin C oder E sofort auftragen, während der andere den Arzt ruft.

Narben

Viele Forschungsberichte zeigen, daß Vitamin E die Bildung wulstiger Narben (Keloidbildung) verhindert, die bei der Heilung jucken und spannen und später, wenn sich das Gewebe zusammenzieht und schrumpft, oft zeitlebens entstellen. Bei täglicher Einnahme des Vitamins kann der Heilungsprozeß ohne eine solche Narbenbildung verlaufen, die vielfach Krankheiten, Unfälle oder chirurgische Eingriffe kompliziert. Daß es zu keinen Narben kommt, ist gerade bei Autounfällen und Verbrennungen von größter ästhetischer Bedeutung. Die Narbenbildung kann aber auch zu vielen schweren Komplikationen führen. Ein Beispiel: Das kleine Kind hatte bereits mehrere Operationen hinter sich, als ich ihm und seinen Eltern vor zehn Jahren das erste Mal begegnete. Die Harnleiter des Jungen mündeten am Ansatz des Penis und nicht am Ende, ein relativ häufiger Geburtsfehler. Immer

wieder wurde chirurgisch ein Kanal gelegt, der nach zwei oder drei Wochen wieder von Narbengewebe überwuchert wurde. Bis der Eingriff dann erneut vorgenommen werden konnte, schrie das Kind jedesmal vor Schmerzen beim Urinieren. Nachdem der kleine Junge täglich vor und nach der nächsten Operation 600 I. E. Vitamin E erhalten hatte, verlief der Heilungsprozeß rasch und das Problem ist seither behoben. Mir wurde gesagt, daß Säuglinge mit diesem Defekt manchmal 20- bis 30mal operiert werden, ohne daß sie auch nur eine Einheit Vitamin E bekämen.

Viele Krankheiten hinterlassen schlimme Narben, die man verhüten könnte. Narben, die sich nach Ohrenentzündungen bilden, beeinträchtigen gewöhnlich die Hörfähigkeit. Bei rheumatischen Entzündungen verursacht das Vernarben der Herzklappen unterschiedlich schwere Herzgeräusche. Da unsichtbare Narben manche Körperfunktionen beeinträchtigen können, sollte man bei Erkrankungen aller Art, vor und nach Operationen und nach Unfällen die Vitamin-E-Zufuhr erhöhen.

Auch wenn sich bereits störende Narben gebildet haben, kann manchmal gesundes Bindegewebe nachwachsen, wenn die Ernährung in jeglicher Hinsicht stimmt. Ich kenne zum Beispiel ein Elternpaar, dessen 18 Monate alter Sohn Lauge getrunken hatte. Nach dem Abheilen war seine Speiseröhre durch die Kontraktion des Narbengewebes fast verschlossen, so daß er nur über Magenschläuche ernährt werden konnte. Monatelang mußte er jede Woche eine mechanische Dehnung ertragen; die Behandlung ist so schmerzhaft, daß sie jedesmal stationär durchgeführt werden muß. Dann begannen sie mit Einverständnis ihres Arztes damit, ihrem Kind täglich 3000 I. E. Vitamin E zu geben, eine vermutlich viel höhere Dosis als tatsächlich notwendig. Sie blieben zwei Jahre lang bei dieser übergroßen Dosis. Das mechanische Ausweiten ist inzwischen nicht mehr erforderlich, und das Kind kann jetzt auch nicht verflüssigte Nahrung schlucken. Seine Eltern haben mir erzählt, daß Kinder mit ähnlichen Narben, die auch in dieser Klinik waren, aber kein Vitamin E bekamen, keine Fortschritte machten und immer noch die sehr schmerzhaften Dehnungsbehandlungen über sich ergehen lassen müssen. Die Einnahme großer Mengen Vitamin E muß unter Aufsicht des Kinderarztes erfolgen.

Nachdem Dr. Klenner nachweisen konnte, daß Vitamin C Brandnarben verhüten kann, könnte es auch nützen, Vitamin-C-Lösung auf Unfallwunden zu sprühen, die entstellende Narben hinterlassen könnten.

Nabelbruch

Bei Tieren reißen die Muskeln oft im Falle eines Vitamin-E-Mangels der Länge nach ein, so daß es zum Bruch kommt. Da Säuglinge oft mit einem Vitamin-E-Mangel auf die Welt kommen, kann dieser Nährstoffmangel mit ein auslösender Faktor für den bei Säuglingen so häufigen Nabelbruch sein. Ein solcher Bruch heilt meist von selbst.

Eventuell könnten 500 Einheiten Vitamin E täglich, über eine Woche oder länger verabreicht, den Nabelbruch schneller heilen lassen. Auf jeden Fall sollte man dem Kind dieses Vitamin geben, bevor man zu einem chirurgischen Eingriff schreitet. Da Vitamin E gut durch die Haut resorbiert wird, könnte man es auch direkt auf den Bruch auftragen.

Angeborene Herzfehler

Jahrelang habe ich Ernährungspläne für Kinder mit angeborenen Herzfehlern aufgestellt, von denen es hieß, daß eine Operation unumgänglich sei. Jedes Kind erhielt mindestens 100 Einheiten Vitamin E täglich, solange es im Wachstum war. Keines mußte operiert werden und einige sind sogar ausgezeichnete Sportler geworden. Eine vom Kinderarzt überwachte Vitamin-E-Zufuhr kann so erfolgreich sein, daß sich eine Operation erübrigt. Auf jeden Fall sollte ein Herzfehler ständig vom Kinderarzt überwacht werden.

Schielen

In einigen Fällen soll die Schielstellung der Augen bei Säuglingen mit einer täglichen Einnahme von 3000 Einheiten Vitamin E erfolgreich korrigiert worden sein. Ich habe das zwar selbst noch nicht erlebt, aber Eltern haben mir erzählt, daß der Augenfehler bei ihren Kindern nach der Behandlung mit Vitamin E behoben war. Bei Kurzsichtigkeit helfen manchmal bereits 100 Einheiten Vitamin E täglich, manche Fälle sind auch durch eine ausreichende Zufuhr von Kalzium, Magnesium und Vitamin E zu behandeln.

Muskelfehler bei Säuglingen

Die meisten Muskeln werden schlaff, wenn sie insgesamt nicht ausreichend mit Protein, Vitamin B1, Pantothensäure und Vitamin B6 versorgt werden, oder wenn sie nicht genug Cholin oder Kalium bekommen. Der runde Bauch eines Säuglings oder der schlechte Muskeltonus eines Kindes, erkennbar an Haltungsfehlern, legt offen zutage, daß seine Ernährung falsch ist.

Als meine Kinder noch klein waren, war ich recht stolz auf ihren wohlgeformten Brustkorb und die flachen, kleinen Bäuche. Später wurde ich oft gefragt, welche Gymnastik ich meine Kinder machen ließe, damit sie sich so gerade hielten. Ich habe nie zu einem von ihnen sagen müssen: »Halt dich gerade!« Eine gute Haltung bereitet keinerlei Anstrengung, wenn die Muskeln durch eine gute Ernährung gestärkt sind.

Wenn Gift geschluckt wird

Jede Mutter denkt wahrscheinlich, ihrem Kind wird das nie passieren, und doch schlucken jedes Jahr eine halbe Million kleiner Amerikaner irgendein Gift, Pflanzenschutzmittel, Hustenmittel, Lauge, Mottengift (Naphthalin), Eisentabletten oder Medikamente, am häufigsten Aspirin. Sie müssen unbedingt sofort den Arzt oder Notarzt verständigen, wenn Sie feststellen oder vermuten, daß Ihr Kind ein Gift eingenommen hat. Selbst wenn Sie wie eine Wahnsinnige zur Notaufnahme ins Krankenhaus gerast sind und Ihrem Säugling der Magen ausgepumpt worden ist, kann er noch wochenlang krank sein.

Man kann verschiedenes unternehmen, um seine Schmerzen zu lindern. Beispielsweise wirkt Vitamin C entgiftend und kann die Schädlichkeit vieler Gifte herabsetzen. Gute Ergebnisse sind mit 1000 mg dieses Vitamins erzielt worden, wenn es so bald wie möglich nach dem Unfall — vorzugsweise per Injektion — von einem Arzt verabreicht wurde; alle drei oder vier Stunden bekommt das Kind dieselbe Dosis. Vergiftete Ratten versuchen sich selbst zu schützen, indem sie viel mehr Vitamin C bilden, als sie normalerweise synthetisieren. Es scheint demnach, daß man um so häufiger und mehr Vitamin C bekommen sollte, je mehr Gift man geschluckt hat.

Wenn Ernährungsmängel vorliegen, kann das Gift die Leber schwer schädigen. Die Leber wirkt als Entgiftungsorgan, indem sie verschiedene Stoffe bildet, die sich mit den Giften verbinden und sie der Ausscheidung mit dem Stuhl zuführen. Das Gift richtet viel weniger Schaden an und wird viel effektiver unschädlich gemacht, wenn die Nahrung besonders reich an Vitamin A, C und E, Cholin, Magnesium und Protein, vor allem den Aminosäuren Cystein und Methionin ist, die reichlich in Eiern enthalten sind. Hefe ist eigentlich das wertvollste Nahrungsmittel, um einen Leberschaden zu verhüten. Neben Vitamin C ist Vitamin E der wichtigste Nährstoff, den der Körper braucht, um mit den Giften fertig zu werden.

Da Vergiftungen so gefährlich sind, sollte man in einem solchen Fall wenn irgend möglich einige Tage lang das Antistreßprogramm in allen Punkten befolgen. Der Milch werden täglich zwei bis drei Eier oder Eigelb zugesetzt und nach jeder Mahlzeit empfiehlt es sich, mindestens 300 I. E. Vitamin E einzunehmen.

Bleivergiftung

Jedes Jahr erblinden Tausende von Kindern, bleiben geistig zurück und werden in anderer Weise geschädigt, weil sie an den bleihaltigen Farben von Spielzeugen, Wiegen oder Fensterbrettern lecken oder kauen.

Wenn der Nährstoffbedarf vor allem an Kalzium nicht gedeckt ist, knabbern fast alle landwirtschaftlichen Nutztiere an gestrichenen Brettern herum. Werden die Tiere besser ernährt, hört das Beißen auf. Ich meine, das könnte auch bei Kindern zutreffen; sicher ist, daß die meisten Fälle von Bleivergiftungen in Armenvierteln vorkommen, wo die Ernährung oft recht schlecht ist. Wenn man merkt, daß das Kind an irgendwelchen Sachen herumbeißt, rate ich, seine Nahrung so schnell wie möglich aufzubessern.

Ob eine solche Vergiftung zu dauerhaften gesundheitlichen Schäden führt oder nicht, hängt davon ab, wie lange die Vergiftung zurückreicht und wieviel das Kind davon abbekommen hat. Ausgezeichnete Ergebnisse wurden mit einer Überdosis Vitamin C erreicht, vor allem, wenn es unmittelbar nach der Vergiftung verabreicht wurde. Reichliche Mengen des Vitamins in Höhe von 3 bis 4 g täglich sollte man noch monatelang danach geben und dabei eine nährstoffreiche Kost zu sich nehmen, die der Leber hilft, den Körper zu reinigen.

Bisse, Stiche und Kratzer

Jedes Jahr sollen mehr Kinder an Bienengiftallergien sterben als vom Biß einer Giftschlange. Einen so schlimmen Ausgang könnte man möglicherweise dadurch verhüten, daß der Körper schnellstmöglich genug Vitamin C bekommt. Beispielsweise hat Dr. Fred Klenner durch Injektionen von 1000 mg oder mehr Vitamin C erfolgreich Stiche von Skorpionen, Hornissen und so gefährliche Bisse wie von der Schwarzen Witwe, Klapperschlangen oder der Mokassinschlange behandelt. Da das Vitamin C schnell resorbiert wird, sind einige Gramm, die sofort danach oral eingenommen werden, wahrscheinlich ebenso wirksam wie Injektionen. Jedenfalls sollte man es immer bei Bissen, Stichen oder Schrammen geben.

Als ich einmal von einer Biene gestochen wurde, entdeckte ich, daß Vitamin E, direkt aus der Kapsel auf den Stich ausgedrückt, den Schmerz unmittelbar stillt. Eine Freundin behauptet, daß 25 mg Vitamin B6, zerstoßen und in wenig Wasser aufgelöst und auf die Haut aufgetragen, Juckreiz verschiedener Art beruhigt und bei Insektenstichen schmerzstillend wirkt.

In einem Artikel, den ich überflogen habe, wurde von 152 Leuten berichtet, die an einer durch Katzenschrammen — offenbar von einem Virus — verursachten Krankheit litten, bei der Antibiotika nicht halfen. Die eitrigen Lymphdrüsen schwollen so an, daß sie entfernt werden mußten. Offenbar müßte man Kinder, die von einer Katze gekratzt werden, auf ein Antistreßprogramm setzen, sobald erste Anzeichen einer Entzündung festzustellen sind.

Geschwollene Mandeln und Polypen

Gesunde Menschen reagieren auf Streß als erstes so, daß sich ihre Lymphdrüsen verkleinern. Das Adrenalin setzt ihren Proteingehalt großenteils zur Energiegewinnung in Zucker und Fett um. Nur wenn die Adrenalindrüsen erschöpft sind, kann sich das Lymphgewebe — Mandeln, Polypen oder Lymphdrüsen unter dem Kinn und hinter den Ohren — vergrößern. Ein Kind, das an infizierten, entzündeten oder vergrößerten Mandeln oder Polypen leidet, verlangt meist ständig nach Süßigkeiten und hat einen niedrigen Blutzuckerspiegel, Infektionen und Allergien. All das sind typische Merkmale einer Unterfunktion der Nebennierendrüsen.

Mehr als alle anderen Nährstoffe braucht das Kind nun zwar Vitamin C und Pantothensäure, aber man sollte es erst einmal einige Monate lang auf das Antistreßprogramm setzen, das den Nährstoffbedarf des Körpers reichlich deckt, bevor man an eine Operation denkt.

Autistische Kinder

Man weiß leider nur wenig über autistische Kinder, die an kindlicher Schizophrenie und einer eventuellen Gehirnschädigung leiden. Viele solcher Kinder sind Frühgeburten, bei deren Müttern eine Unterfunktion der Nebennierendrüsen vorlag und die von daher bereits von Geburt an kränklich sind. Dazu kommt, daß bei ihnen der Nährstoffbedarf extrem hoch zu sein scheint.

Dr. Bernhard Rimland, Autor des Buches »Infantile Autism« hat 200 autistische Kinder im Alter von 3 Jahren und mehr untersucht. Anfangs erhielten die Kinder über die Nahrung hinaus zusätzlich täglich etwas Vitamin B und 2000 mg Vitamin C. Zwei Wochen später kamen noch täglich 150 mg Vitamin B6 und 2000 mg Nikotinamid dazu und noch später pro Tag 200 mg Pantothensäure. Nach drei Monaten wurden diese Zusatzpräparate abgesetzt. Während und nach der Einnahmezeit wurden Verhaltensänderungen genauestens studiert und aufgezeichnet.

Die per Computer ausgewerteten Ergebnisse zeigten, daß bei 45,3 Prozent der Kinder eine deutliche Besserung zu verzeichnen war; bei weiteren 41 Prozent gab es leichte Fortschritte. Sie hatten größeren Appetit, waren umgänglicher, speziell nach der Einnahme von Vitamin C. Bei Kindern, die Schwierigkeiten mit dem Sprechen hatten, förderte Vitamin B6 die Sprechfähigkeit in einem solchen Maß, daß Dr. Rimland glaubt, das Vitamin könne auch Stotterern helfen. Manche Kinder reagierten negativ auf die hohe Dosis Pantothensäure oder Nikotinamid. Einige Kinder wurden, nachdem sie Vitamin B6 bekommen hatten, zu Bettnässern. Möglicherweise ist das auf einen gesteigerten Magnesiumbedarf zurückzuführen. Bei bettnässenden Kindern mit einem Magnesiummangel hilft oft ein Magnesiumpräparat.

Solche Ergebnisse lassen hoffen, vor allem wenn man bedenkt, daß die Nahrung der Kinder vermutlich immer noch nicht genug Protein, Linolsäure, Vitamin A, D und E, Kalzium, Magnesium und viele andere Mineralstoffe enthielt.

Autistische Kinder sind immer schwierig zu füttern. Wenn sie eine proteinreiche, natürliche Kost und zusätzlich alle Mineralstoffe und Vitamine bekommen, würde sich ihr Zustand wahrscheinlich über alle Erwartung bessern.

Ernährung ist Vorsorge

Eltern, die über ein profundes Ernährungswissen verfügen, können die Gesundheit ihrer Kinder schützen. Für diese Eltern existieren die Probleme einfach nicht, die uninformierten Eltern so oft entsetzliche Sorgen und Ängste bereiten. Da sie vorgewarnt sind, sind sie gewappnet.

Quelle: Adelle Davis: „Wir wollen gesunde Kinder“, Originaltitel: „Let’s have healthy children“ – Das Buch ist in Deutschland leider nicht mehr erhältlich.

Einen Kommentar schreiben

Newsletter