Biotina


Der Vitamin-

und Mineralstoffbedarf des Säuglings

Wenn sich eine Mutter gesund und bedarfsgerecht ernährt, braucht das Kind, das sie stillt, vermutlich keine zusätzlichen Nährstoffe. Die Richtlinien für die Ernährung von Säuglingen sind abgeleitet von dem, was Brustkindern schätzungsweise beim Stillen zugeführt wird, plus einem Sicherheitsfaktor für die ungewissere Bedarfssituation von Säuglingen, die mit Kuhmilchpräparaten ernährt werden. Dennoch empfiehlt die American Academy of Pediatrics zur Gewährleistung einer optimalen Nährstoffzufuhr die Zugabe von Vitamin C und D. Sobald das Kind aber entwöhnt ist, muß es Zusatzpräparate bekommen, wenn es so gesund bleiben soll, wie es jetzt ist. Alle Kinder sollten über die gesamte Wachstumsperiode hinweg Vitaminpräparate erhalten.

Ich muß hier darauf hinweisen, daß die Empfehlungen in diesem Kapitel im Widerspruch zur Meinung vieler Kinderärzte stehen können, doch basieren sie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Bedürfnis nach Vitamin A

Dieses Vitamin ist wesentlich für Wachstum und Erneuerung des Epithelgewebes (d. h. für die Haut und Darm-, Nieren- und Atemwegswände). Auch für eine gute Sehfähigkeit ist es wichtig. Vitamin A verhütet Infektionen, indem es die Zellwände so kräftigt, daß Viren und Bakterien nicht mehr hindurchdringen können. Durch Vitamin A sind die Zellen in der Lage, einen Schleim abzusondern, der ein viren- und bakterienzerstörendes Enzym, das Lysozym, enthält. Es gibt kaum einen Nährstoff, der für die Sehfähigkeit so wichtig ist. Bei einem entsprechenden Mangel kann es zu Blindheit kommen. Vitamin A ist essentiell für eine gesunde Knochen-, Zahnschmelz- und Dentinbildung. Ein Mangel kann dazu führen, daß der Schädel so unterentwickelt bleibt, daß nicht genug Raum für das Gehirn vorhanden ist. Bei Versuchstieren wurden diese Folgen in klinischen Experimenten nachgewiesen. Ob sie auch beim Menschen auftreten, ist ungewiß.

Ausmaß von Vitamin-A-Mängeln

Ein Drittel oder mehr der amerikanischen Kinder leiden an einem erheblichen Vitamin-A-Mangel, manche laufen sogar Gefahr zu erblinden. Noch immer erblinden in den Entwicklungsländern Kinder wegen eines Vitamin-A-Mangels. Schwere Mangelerscheinungen treten in Amerika immer häufiger auf, weil die Ärzte Magermilch für Säuglinge und heranwachsende Kinder empfehlen. Wenn die Nahrung nicht wenigstens 7 Prozent Fett enthält, kann kein Vitamin A resorbiert werden oder ins Blut gelangen. Außerdem raten die Ärzte in den seltensten Fällen zu einer Vitamin-E-Zufuhr; doch selbst wenn reichlich Vitamin A zugeführt wird, kann bei einer unzureichenden Versorgung mit Vitamin E zuviel Vitamin A durch Sauerstoff zerstört werden. Zu vielen Vitamin-A-Mangelerscheinungen kommt es also nicht aufgrund eines Mangels an diesem Vitamin als solchem, sondern weil nicht ausreichend Vitamin E zu seinem Erhalt vorhanden ist.

Vitamin-A-Bedarf

Grelles Licht, Phasen beschleunigten Wachstums, anhaltendes Fieber und viele andere Faktoren lassen den Vitamin-A-Bedarf ständig schwanken. So zerstören zum Beispiel Infektionen, Fieber, Streß, Erkrankungen jeglicher Art und vor allem Arzneimittel das Vitamin A und machen eine höhere Zufuhr nötig. Auch Nitrate aus chemischen Düngemitteln, die heutzutage die meisten unserer Nahrungsmittel vergiften, zerstören dieses Vitamin. Häufig reibt man kleine Kinder dick mit mineralölhaltigen Cremes ein, in dem sich Vitamin A, D, E und K schnell auflösen; es dringt durch die Haut ins Blut, nimmt diese Vitamine auf und führt sie zur Ausscheidung mit dem Stuhl, so daß es zu VitaminA-Mangel kommt.

Der Bedarf der meisten Säuglinge scheint mit etwa 1400 I. E. Vitamin A täglich gedeckt zu sein. Kinder unter 5 Jahren sollten möglichst keine größere Dosis erhalten, außer vielleicht bei einer schweren Krankheit wie den Masern, bei der die Obergrenze bei 6000 I. E. liegen sollte.

Vitamin-A-Quellen

Meiner Ansicht nach sind die hübschesten Babys wirklich die, die ausreichend Vitamin A und D erhalten. Frauenmilch, Kuhmilch und die handelsüblichen Säuglingsnahrungen sind ausgezeichnete Vitamin-A-Lieferanten.

Die synthetischen, wasserlöslichen oder mit Wasser mischbaren Vitamin-A-Präparate, die Kinderärzte meist empfehlen, sind nicht so stabil. Wie man festgestellt hat, verlieren sie ihre Wirkung schneller.

Die geschmacklosen und geruchsneutralen wasserlöslichen Vitamin-A-Tropfen, die man der Säuglingsnahrung beigeben kann, sind für die Eltern verständlicherweise recht praktisch. Fischöle (Lebertran) setzen sich an den Flaschenwänden ab und müssen dem Baby deshalb direkt in den Mund gegeben werden, nachdem es gefüttert ist und sein Bäuerchen gemacht hat. Man gibt dem Baby den Lebertran erst nach dem letzten Füttern vor dem abendlichen Bad, damit es, wenn es sabbert, nicht die ganze Zeit einen Geruch wie ein ganzer Fischmarkt ausströmt.

Schäden durch überhöhte Vitamin-A-Zufuhr

Eine Überfütterung mit Vitamin A kann sich toxisch auswirken, aber diese Tatsache wurde im Verhältnis zu dem, was tatsächlich passieren kann, in der Öffentlichkeit maßlos übertrieben. So ist kein Todesfall bekannt, während mehr als 300 Kinder jedes Jahr an Aspirin- Tabletten sterben! Die Eltern sollten allerdings die Symptome einer Überfütterung mit Vitamin A kennen: Juckreiz, trockene Haut, Appetitmangel, Reizbarkeit, Ausschlag, Haarausfall, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Erbrechen und Schmerzen und Schwellungen am Oberschenkelknochen. Bei welcher Dosis es zu toxischen Nebenwirkungen kommt, ist umstritten. Da die wasserlöslichen Vitamin-A-Präparate schneller resorbiert werden als Fischöle, kommt es bei diesen viel eher zu Vergiftungen. Dagegen ist die Verträglichkeit bei Vitamin A aus Fischölen so hoch, daß toxische Nebenwirkungen hier höchst unwahrscheinlich sind. Seit es im Handel auch Vitamin-A-Lösungen auf Wasserbasis gibt, haben B. Persson et al. fünf Fälle von Vitamin-A-Vergiftungen bei Säuglingen unter sechs Monaten verzeichnet. Aus diesem Grund nimmt man nunmehr an, daß bei einer zweimonatigen Einnahme von täglich 20 000 Einheiten Vitamin A die Wahrscheinlichkeit besteht, daß es zu toxischen Schäden kommt. Vor 1960, also bevor die Vitamin-A-Lösungen auf Wasserbasis auf den Markt kamen, kam es zu chronischen Vitamin-A-Vergiftungserscheinungen erst dann, wenn 75 000 bis 500 000 I. E. täglich über drei bis 12 Monate eingenommen wurden. Ein richtig ernährter Säugling braucht kein zusätzliches Vitamin A.

Quecksilbervergiftungen bei Meeresfischen

Seit berichtet worden ist, daß die Fische im Pazifischen Ozean Spuren von Quecksilber aufweisen, fragen sich Mütter, ob sie ihren Kindern Lebertran geben dürfen. Da Lebertran nur in kleinen Mengen verabreicht wird, ist es unwahrscheinlich, daß Quecksilbervergiftungen auftreten. Außerdem kommt der in Amerika vertriebene Lebertran zum größten Teil aus Neufundland oder den norwegischen Gewässern.

Die essentiellen B-Vitamine

Alle Vitamine der Vitamin-B-Gruppe sind zum Funktionieren der Enzyme für die Körperzellen lebenswichtig. Sie tragen zur Energiegewinnung, zur Fett-, Kohlehydrat- und Proteinverwertung bei und verhindern, daß Cholesterin die kindlichen Arterien verstopft. Das schlimmste Symptom eines Vitamin-B1-Mangels soll eine Schädigung des Gehirns sein. Für gesunde Gehirnfunktionen sind aber alle Vitamine der B-Gruppe wichtig.

Eine gesunde Darmbakterienflora, die bei Muttermilch gut gedeiht, produziert bei den glücklichen Kindern, die gestillt werden, ausreichend Vitamin B. Um die Vitamin-B-Zufuhr zu erhöhen, kann man bald, nachdem die Kinder über ein halbes Jahr alt sind, damit beginnen, ihnen etwas Leber, Joghurt, Hefe und Weizenkeime zu füttern. Ein krankes Kind, oder ein Kind, das diese Nahrung nie gekostet hat, wird sich allerdings voraussichtlich weigern, diese Dinge zu essen, auch wenn es die Vitamine dringend braucht. Man sollte ganz allmählich diese Speisen einführen, so daß man allergische Reaktionen erkennen und minimieren kann.

Wichtig ist das Verhältnis der B-Vitamine zueinander

Die Wirkung der Vitamine der B- Gruppe ist synergetisch, das heißt, sie wirken zusammen, jedes ist abhängig vom anderen. Wenn einige Vitamine dieser Gruppe in großen Mengen aufgenommen werden und andere fehlen, wird der Bedarf an den fehlenden Vitaminen so dringend, daß es zu Mängelzuständen kommen kann. Kinderärzte empfehlen oft Vitamintropfen, die ein bißchen Vitamin B1, B2, eventuell B6 und Niacin enthalten. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß solche Präparate viel mehr Schaden anrichten als Gutes tun; meiner Meinung nach sind sie gefährlich. Wie anders ließen sich beispielsweise Allergien leichter verschlimmern, als indem man den Bedarf an Pantothensäure erhöht, die für die Bildung von Cortison nötig ist?

Für einen guten Gesundheitszustand scheint das Verhältnis der Vitamine dieser Gruppe zueinander am günstigsten zu sein, das wir in gesundem menschlichen und tierischen Gewebe vorfinden; es entspricht etwa folgenden Werten: Auf 3 mg Vitamin B1 sollten jeweils 3 mg Vitamin B2 und B6, 18 mg Pantothensäure, ebensoviel Niacin und Para-Aminobenzoesäure, 600 mg Cholin und Inositol und 9 bzw. 15 Mikrogramm Vitamin B.2 und Biotin kommen. Die behördlich zugelassenen 0,1 mg Folsäure scheinen für einen Säugling auszureichen. Es muß darauf hingewiesen werden, daß das Durchschnittswerte sind und daß bei dem einen oder anderen Menschen aufgrund seines individuellen biochemischen Haushalts ein höherer Bedarf vorliegen kann. Sie können einen ernährungsphysiologisch geschulten Arzt darum bitten, Ihnen bei der Feststellung einer möglichen Imbalanz zu helfen. Wenn Sie ein Hefe- oder Vitamin-B-Präparat kaufen, lesen Sie die Packungsaufschrift genau durch. Wenn ein Produkt nicht alle Vitamine dieser Gruppe in etwa den hier angegebenen Proportionen enthält, sollten Sie sich nach einem anderen Produkt umsehen.

Der Bedarf an Vitamin B schwankt

Man weiß noch wenig darüber, wie hoch der Bedarf eines Säuglings an den jeweiligen Vitaminen dieser Gruppe ist; man weiß nur, daß der Bedarf individuell stark verschieden ist. Zum Beispiel heißt es, daß die meisten Säuglinge etwa 0,4 mg Vitamin B6 täglich brauchen, wenn keine Mangelerscheinungen auftreten oder Spuren von Xanthurensäure im Urin enthalten sein sollen. Andere Säuglinge brauchen drei- bis viermal so viel. Der Bedarf scheint bei einem Kind bei etwa 0,8 bis 2,0 mg täglich zu liegen. Ich halte es generell für das günstigste, Vitamin B aus natürlichen Quellen mit der Nahrung aufzunehmen — Hefe, Leber, Weizenkeime und Joghurt oder Bioghurt — und greife prinzipiell nur in Krankheitsfällen auf konzentrierte Präparate zurück. Vitamin-B-Mängel sind bei Kindern, die gestillt oder mit Säuglingsnahrung gefüttert werden, selten; allerdings gibt es einen Bericht über einen Vitamin-B6-Mangel bei einem Kind, das mit Säuglingsnahrung ernährt wurde. Wenn man eine Babykost auf Ziegenmilchbasis verwendet, wird der Folsäurebedarf nicht gedeckt. Hier muß als zusätzlich Folsäure gegeben werden. Außerdem können bei Säuglingsnahrung auf Ziegenmilchbasis auch Vitamin-B12-Mängel auftreten, wenn es nicht zusätzlich verabreicht wird.

Alle Vitamine dieser Gruppe lösen sich leicht in Wasser; aus diesem Grund werden sie so schnell mit dem Urin ausgeschieden, daß eine Überfütterung keine toxischen Schäden hervorrufen kann.

Reichlich Vitamin C

Den Wert von Vitamin C kann man meiner Ansicht nach kaum überschätzen; es schützt das Kind vor Anämie, Allergien und Infektionen; es senkt den Vitamin-B-Bedarf, indem es das Wachstum der Darmbakterien anregt; es verringert den durch Medikamente, Nahrungszusätze, Nitrate und andere ins Blut gelangte Fremdsubstanzen angerichteten Schaden; und schließlich beschleunigt es auch den Genesungsprozeß bei praktisch jeder Erkrankung. Glücklicherweise wirkt dieses Vitamin nicht toxisch, selbst wenn man das 10000fache der normalerweise empfohlenen Dosis nimmt. All diese Gründe sprechen dafür, Ihrem Kind zeitweise durch größere Mengen Vitamin C, als es schon mit seiner Säuglingsnahrung oder aus der Muttermilch erhält, zusätzlichen Schutz zu verleihen.

Wird die Vitamin-C-Lösung nicht in die Säuglingsnahrung gegeben, muß sie gekühlt aufbewahrt werden. Sie wird direkt mit dem Löffel oder in der Flasche verabreicht. Manchmal kann es zu Durchfall kommen, wenn die Vitamin-C-Zufuhr plötzlich erhöht wird; eine langsame Steigerung der Dosis ist gut verträglich. Doch ein »Vitamin-C-Hammer« kann bei einer schweren Infektion des Kindes lebensrettend sein — wenn es nicht gleich darauf bei Durchfall ausgeschieden wird. Wenn man Tag für Tag reichlich Vitamin C gibt, treten keine solchen Probleme auf, wenn es dann wirklich einmal in großen Mengen gebraucht wird. Bei Menschen, die Laktose nicht vertragen, kommt es gelegentlich zu Durchfall, weil manche Vitaminpräparate ein Laktose-Bindemittel enthalten.

Vitamin D ist lebenswichtig

Wenn ausreichend Vitamin D zugeführt wird, befördert ein im Darm gebildetes Protein Kalzium ins Blut, wodurch ein gesundes Knochenwachstum und die Ausbildung eines ebenmäßigen, kariesresistenten Gebisses gewährleistet ist. Vitamin D fördert auch die Resorption und Speicherung von Kalzium und verhindert bei Menschen jeden Alters, daß zuviel Kalzium mit dem Urin und Stuhl ausgeschieden wird. Eine weitere Entdeckung von weitreichender Bedeutung ist, daß das Vitamin auch die Ausscheidung von Phosphor fördert, wenn der Körper zuviel davon bekommen hat. Fehlt Vitamin D, erkrankt der Säugling im Alter von drei bis sechs Monaten an Rachitis, einer Knochenkrankheit.

Vitamin-D-Quellen

Früher war die Sonneneinwirkung auf die Fettschicht nicht in, sondern auf der Haut eine zuverlässige Quelle für Vitamin D. Heutzutage kommen leider zu wenig Säuglinge in die Sonne, und die Fettschicht auf der Haut, wo sich Vitamin D bilden kann, wird immer sehr schnell abgewaschen, vor allem bei Verwendung von Seife bleibt sie nicht erhalten. Manche Kinder in Amerika haben nach sonnigen Sommern nicht die geringste Spur von Vitamin D im Blut. Selbst bei Brustkindern hat man schon Rachitis festgestellt. Vitamin D ist deshalb besonders wichtig für Ihr Kind, weil es in der üblichen Nahrung nicht enthalten ist. Allerdings ist es in den handelsüblichen Säuglingsnahrungen und in Kondensmilch in ausreichenden Mengen enthalten. Lebertran ist weitaus die beste und reichhaltigste natürliche Quelle dafür. Die meisten Kinderärzte empfehlen dagegen synthetische, wasserlösliche Vitamin-D-Präparate in Tropfenform. Rachitis ist neuerdings in Amerika nicht selten, weil nicht mehr so viel Vitamin D wie früher in die Milch gegeben wird und die Kinderärzte außerdem für Magermilchprodukte plädieren. Ohne Fett wird selbst das sogenannte wasserlösliche Vitamin D nicht gut resorbiert.

Toxische Nebenwirkungen von Vitamin D

Eine Überfütterung mit Vitamin D kann toxisch sein; zu solchen Vergiftungserscheinungen scheint es allerdings fast nur bei wasserlöslichen Konzentraten des Vitamins zu kommen. Vergiftungserscheinungen können auch dann auftreten, wenn die Ernährung ausgesprochen mangelhaft ist; man kann sie durch eine Ernährungsweise verhindern, die ausreichend Proteine oder Vitamin C, E oder Lecithin enthält (Anti-Oxidationsstoffe). Alle diese Nährstoffe beschleunigen auch die Genesung von möglicherweise aufgetretenen Vergiftungserscheinungen.

Die Symptome einer Überfütterung mit Vitamin D sind Schwächegefühle, Gewichtsverlust sowie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe, Bauchkrämpfe, hoher Kalziumgehalt im Blut, Demineralisierung der Knochen und Ablagerung von Kalzium in weichen Gewebeteilen. In England wurde so viel synthetisches Vitamin D in Milch, Säuglingsnahrung, Milchpräparaten und Breis gegeben, daß Säuglinge auf mehr als 4000 I. E. täglich kamen. Hier traten vielfach Vergiftungserscheinungen auf, fünf Säuglinge starben. Zum Glück erholten sich die meisten anderen schnell, nachdem das Vitamin abgesetzt worden war. Bei einer Nachuntersuchung Jahre später waren die Überlebenden alle in einer guten gesundheitlichen Verfassung. In Fällen schwerer Vergiftung kam es auch zu permanenten Herzfehlern und geistiger Zurückgebliebenheit. Nach den bisherigen Erkenntnissen zeichnet sich ab, daß eine tägliche Dosis von über 1000 Einheiten des wasserlöslichen Vitamin D oder des bestrahlten Ergosterins (Vitamin D2) bei den meisten Säuglingen toxische Wirkungen hervorruft.

Eltern sollten genau wissen, wieviel Vitamin D ihr Kind aus den verschiedenen Nahrungsmitteln bekommt. Packungsaufschriften sind genau zu lesen. Sollte die Zufuhr überhöht erscheinen, ist die Vitamin-D-Zufuhr unmittelbar zu senken und die Zufuhr von Vitamin C, E und anderer Nährstoffe, die einer Vergiftung vorbeugen, zu erhöhen.

Die Höhe des Vitamin-D-Bedarfs

Für Säuglinge, Kinder und Erwachsene werden 400 I. E. Vitamin D pro Tag empfohlen. Diese Dosis scheint eher die Furcht vor Vergiftungserscheinungen zu spiegeln als aus der Kenntnis um den tatsächlichen Bedarf erwachsen zu sein.

Gesammelte und gemischte Frauenmilchproben ergaben einen Gehalt von 22 I. E. Vitamin D pro 100 ml Milch. Dieser Wert trifft die ideale Tageszufuhr vermutlich genauer als die allgemein empfohlenen 400 I. E. Frauenmilch enthält ein wasserlösliches Vitamin-D-Sulfat, was die Vermutung nahelegt, daß die Wirksamkeit des Vitamin D in der Frauenmilch größer ist als bislang angenommen wurde. Bei Kindern, die Säuglingsnahrung bekommen, scheinen zusätzliche 400 Einheiten Vitamin D täglich zu reichen. Brustkinder sollten dieselbe Menge bekommen, selbst wenn bei ihnen die Wahrscheinlichkeit, daß sie an Rachitis erkranken, geringer ist. Ein kräftiges, schnell wachsendes Baby, dessen Eltern schwere Knochen haben, braucht vermutlich doppelt so viel Vitamin D wie kleine, langsam wachsende Kinder.

Bei den meisten Brustkindern ist die Knochenbildung auch ohne Vitamin-D-Präparate ausgezeichnet, wenn die Versorgung der Mutter mit Vitamin D gewährleistet ist. Zu schweren rachitischen Erkrankungen kommt es bei frühgeborenen Brustkindern oder wenn die gesundheitliche Verfassung der Mutter aufgrund von mehrfachen und schnell aufeinanderfolgenden Schwangerschaften schlecht ist. Die Gefahr wird größer, wenn mit der Festkost begonnen wird.

Mir scheint es vernünftig, wenn die stillende Mutter selbst Vitamin D nimmt und auch ihrem Kind etwas gibt. Vor allem sollte sie darauf achten, nach dem Abstillen die Dosis sofort zu erhöhen. Zahllose Mütter machen den Fehler, wenig oder gar kein Vitamin D zu geben.

Vitamin-K-Zufuhr ist kein Problem

Bei Neugeborenen sind Vitamin-K-Mängel, die die Gerinnung des Blutes verhindern und Blutungen verursachen, keine Seltenheit. Zum Beispiel glaubt man, daß Gehirnlähmungen unter anderem durch eine Blutung im Gehirn oder Rückenmark verursacht werden, die durch einen Mangel an Vitamin K ausgelöst wurde. Das Blut gerinnt normal, sobald Vitamin K gegeben wird, vorausgesetzt natürlich, es wird gut resorbiert.

Viele Säuglinge, vor allem Brustkinder, erkranken in den ersten Lebenstagen an Vitamin-K-Mangelerscheinungen und Blutungen. Bei der Geburt wird meist routinemäßig Vitamin K verabreicht, um diese Störungen zu verhüten. So hat die Darmflora, die bei der Entstehung von Vitamin K mitwirkt, genügend Zeit — etwa eine Woche — sich zu entwickeln.

Da Vitamin K wie die natürlichen Vitamine A, D und E nur bei gleichzeitiger Fettzufuhr ins Blut gelangen kann, treten Mangelerscheinungen gehäuft auf, wenn der Säugling Magermilchprodukte erhält. Durch Magermilch- und fettarme Sojamilchpräparate ist es zum Auftreten schwerer und unkontrollierbarer Blutungen gekommen, die wochenlang anhielten, bis man endlich die Ursache entdeckte. Gesunde Kinder, die eine Flaschennahrung auf Milchbasis oder milchfreie Säuglingsnahrung bekommen, der Vitamin K zugesetzt wurde, sind ausreichend mit diesem Vitamin versorgt und brauchen keine Zusatzpräparate. Der Bedarf von Säuglingen an Vitamin K liegt bei 5 mg. Orale Antibiotika können dadurch, daß sie die Darmflora angreifen, bei Menschen jeden Alters Vitamin-K-Mängel erzeugen; es kommt dann zu Blutfluß oder Blutungen in praktisch allen Körperteilen. Auch hier bleibt die Ursache oft wochenlang unerkannt. Wenn das Baby Antibiotika erhält, sollte die Mutter besonders darauf achten, seiner Nahrung mindestens drei Wochen lang Joghurt oder Bioghurt beizumengen. Das beste wäre, sie macht das schon, bevor das Kind das Antibiotikum bekommt.

Natürliches Vitamin K scheint keine toxischen Nebenwirkungen zu haben. Dagegen kann das synthetische (wasserlösliche) Vitamin in der ersten Zeit nach der Geburt gefährlich sein. Eine einzige Injektion von 0,5 mg reicht aus, um Blutungen zu verhüten oder zu behandeln.

Eisengaben können gefährlich sein

Seit langem ist bekannt, daß Eisensalze Vitamin E zerstören können. Wenn bei einer Vitamin-B6- oder cholinarmen Ernährung Eisen verabreicht wird, lagert sich überschüssiges Eisen in weichen Gewebeteilen ab, wodurch diese geschädigt werden und Narbengewebe bilden. Die Anämie dagegen ist oft noch nicht behoben.

Da man Eisen auch leicht mit der Nahrung aufnehmen kann, rate ich von Eisenpräparaten ab. Häufig enthalten ansonsten ausgezeichnete Vitamin- oder Mineralstoffpräparate auch Eisensalze. Wenn Sie Ihrem Kind ein solches Präparat geben wollen, sobald es beginnt, Festnahrung zu essen, geben Sie ihm nach dem Frühstück oder nach der ersten Morgenmahlzeit Vitamin E und das eisenhaltige Präparat erst acht bis zwölf Stunden später.

Soll man Säuglingen Fluortropfen geben?

Ich bezweifle, daß jemand, der nie fluorfleckige Zähne gesehen hat, sich vorstellen kann, wie häßlich sie ein Kind machen. Der Mund sieht so aus wie bei jemand, der Tabak gekaut hat. Da ich solche Zähne schon gesehen habe, konnte ich das Leid der untröstlichen Mutter nachfühlen. Sie gibt sich die Schuld, das Aussehen ihres Sohnes ruiniert zu haben, weil sie ihm als Säugling Fluortropfen gab. Seine zweiten Zähne, die jetzt kommen, sind alle furchtbar häßlich braun gefärbt. Leider ist sie nicht die einzige, die mir so etwas berichtete. Von vielen Zahnärzten habe ich schon gehört, daß sie häufig diese entstellenden Fluorflekken bei Kindern sahen, die diese Tropfen bekommen hatten. Daß eine überhöhte Fluorzufuhr zu solchen lebenslangen Verfärbungen der Zähne führt, ist wohlbekannt. Der Nachweis, daß der Körper Fluor braucht, ist noch nicht geführt worden. Man hat eine Generation Ratten nach der anderen beobachtet; die, die Fluor erhielten, hatten keine besseren Zähne noch waren sie in irgendeiner Hinsicht gesünder als die Tiere, die kein Fluor bekamen. Zwar ist behauptet worden, daß das Fluor die Kalziumausnutzung und -speicherung fördert, aber Untersuchungen am Menschen zeigten, daß offenbar das Gegenteil der Fall ist, vor allem, wenn der Körper mit wenig Kalzium versorgt wird. Fluor ist ein anerkannter Enzym-Hemmer. Enzyme bringen Körperfunktionen in Gang und beschleunigen sie. Sie bleiben unverändert erhalten, wenn sie ihre Funktion abgeschlossen haben, und können insofern dieselben Reaktionen immer wieder hervorbringen. Wenn Fluor in den Körper gelangt, hemmt es diesen Prozeß. Eine überfütterung mit Fluor führt zu Nierenschäden, zur Verkalkung weicher Gewebeteile und macht die Knochen so spröde, daß sie leicht brechen. Auch wenn es glühende Befürworter der These gibt, daß Fluor den Zahnverfall verhütet, so gibt es doch auch anderslautende Berichte. So eine Studie des U.S. Public Health Service von Newsburgh, New York, einer der ersten Städte des Landes mit fluoridiertem Trinkwasser, die zu dem Schluß kam, daß nach der Fluoridierung die Karies gegenüber vorher leicht zugenommen hat. In Puerto Rico stellte man nach fünfzehnjähriger Trinkwasserfluoridierung bei 62 Prozent der Kinder Karies fest, und bei 64 Prozent der Heranwachsenden (10 bis 14 Jahre) waren die Zähne häßlich verfleckt. Die Ärzte, die die puertoricanische Untersuchung durchführten, legten Wert auf die Feststellung, daß eine falsche Ernährung auch nicht durch noch so viel Fluor wettgemacht werden kann. Eine Erhebung des Department of Health, Education and Welfare ergab, daß in zehn Staaten die Karies bei 18 Prozent der über zehnjährigen Kinder so weit fortgeschritten war, daß sie Schwierigkeiten im Biß und beim Kauen hatten, obwohl an vielen Orten das Wasser fluoridiert war. Andererseits hatten Kinder aus Adventistenfamilien, die wenig Süßigkeiten bekommen, viel weniger Karies als Kinder, die fluoridiertes Wasser tranken. Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation stellt zwar die Behauptung auf, daß durch das Fluor die Karies in 30 Ländern zurückgegangen sei, weist aber gleichzeitig darauf hin, daß Fluor den Zahnverfall nur verhüten kann, wenn man keinen Zucker ißt. Wenn man weder Zucker noch denaturierte Nahrung ißt, kommt es erst gar nicht zur Karies. Es heißt, daß bisher selten, wenn überhaupt jemals, solche Unsummen für Werbungszwecke aufgebracht worden sind wie für die Verbreitung der These, die Fluoridierung würde Zahnverfall verhüten. Die dafür ausgegebenen Beträge sind wahrlich astronomisch. Die Aluminiumindustrie gab früher Millionenbeträge aus, um die giftigen fluorhaltigen Abfälle loszuwerden; jetzt verkauft sie sie für die Aufbereitung von fluoridiertem Trinkwasser. Der Schluß, daß Karies einfach verhütet werden kann, indem man Fluor zuführt, während man weiter Unmengen von Süßigkeiten vertilgen kann, wurde begeistert von der Getränke-, Süßigkeiten- und Backwarenindustrie und vielen anderen aufgegriffen, die durch den Verkauf von Süßem Geld verdienen. Ihre Propaganda war so lautstark und wirkungsvoll, daß Laien, Zahnärzte und Kinderärzte dahinter kaum noch die Fakten erkennen konnten. A. Schatz hat nachgewiesen, daß der Kariesbefall bei den zweiten Zähnen von Kindern in derselben Weise fortschreitet, ob ihr Trinkwasser nun fluoridiert ist oder nicht. Es scheint ein allgemeiner Konsens darüber zu bestehen, selbst bei denen, die der Ansicht sind, daß es durch Fluor zu weniger Löchern in den Zähnen kommt, daß Fluor an der weiteren Kariesentwicklung nichts mehr ändert, sobald die zweiten Zähne vollständig vorhanden und ausgebildet sind. Erwachsene haben also gar nichts davon, wenn das Trinkwasser fluoridiert wird. Die meisten Menschen essen wenigstens ein paar Nahrungsmittel, die in Gegenden gewachsen sind, wo das Wasser bereits fluoridiert wird. Außerdem lassen Dutzende von Industrien heute Fluor in die Atmosphäre ab. Schon auf dem Wege der Luftverschmutzung wird dem Körper also viel Fluor zugeführt. Die Fluoraufnahme erhöht‘ sich weiter durch den Verzehr von Tieren und Pflanzen, die ebenfalls von der Luftverschmutzung betroffen sind. Aus diesem Grund bekommen wir möglicherweise ohnehin schon zuviel Fluor. Man schätzt, daß sich die individuelle Aufnahme von Fluor verdreifacht, wenn der Anteil von Fluor im Wasser bei einem Wert von einem Teil pro Million (ppm) liegt.

Die Zeitschrift »American Journal of Diseases of Children« hat in einem Leitartikel darauf hingewiesen, daß Fluor tatsächlich ein potentielles Gift und die Dosierung unbestimmt ist. Folgen Sie dieser Logik, wenn Sie können! In vielen Trinkwasseraufbereitungsanlagen quer durch die Vereinigten Staaten wird das Wasser fluoridiert, angeblich um der Karies vorzubeugen. Es wird soviel Fluor zugesetzt, daß der Anteil von 1 Teil pro Million erreicht wird. Da es bei manchen Säuglingen bereits bei 0,5 ppm zu einer Dentalfluorose, dem vorerst unsichtbaren Verflekken der Zähne, kommt, sprach sich das »Komitee für Ernährung« der American Academy of Pediatrics 1979 dafür aus, daß für Kinder im Alter von zwei Wochen bis zu zwei Jahren nur 0,225 ppm zugelassen werden sollten. Das entspricht dem Richtwert, der vom Council of Dental Therapeutics der American Dental Association (ADA) 1977 aufgestellt worden ist. Durch unser Trinkwasser erhalten wir aber viermal so viel. Dieser Mangel muß behoben werden. Ich persönlich bin außerordentlich betroffen über die Tatsache, daß so viele Kinderärzte Fluortropfen für Babys empfehlen. Ich würde unter allen Umständen davon abraten. Wenn Ihr Trinkwasser fluoridiert ist, bedeutet das, daß Ihnen Fluor zwangsverordnet wird. Gewöhnlich geschieht das ohne Ihre Erlaubnis und Zustimmung. Weitere Fluorzusätze sind potentiell gefährlich, und man schützt sich am besten, wenn man sie meidet.*

Spezielle Vitamin- und Mineralstoffpräparate für Säuglinge

Die Präparate, die die meisten Säuglinge heute erhalten, scheinen mir in vielerlei Hinsicht schädlich zu sein: Vitamin A ist unstabil; die Präparate enthalten zu wenig Vitamine des B-Komplexes; Vitamin C und D sind in unzureichenden Mengen enthalten; Fluor ist meiner Ansicht nach gefährlich; ein Dosierungsfehler bei Vitamin A und D kann toxische Wirkungen zeitigen; viel zu viele essentielle Nährstoffe fehlen in den Präparaten.

Es gibt auch gute Präparate; diese sollte man dem Kind geben, sobald es entwöhnt ist, wenn es sich einer ausgezeichneten gesundheitlichen Verfassung erfreuen soll.

*In der Bundesrepublik wurde bislang von der Möglichkeit einer Trinkwasserfluoridierung kein Gebrauch gemacht (d. Übers.)

 Quelle: Adelle Davis: „Wir wollen gesunde Kinder“, Originaltitel: „Let’s have healthy children“ – Das Buch ist in Deutschland leider nicht mehr erhältlich.

Einen Kommentar schreiben

Newsletter