Biotina


Ihre Laune spricht Bände

Kalzium und Phosphor

Niemand, der die Vorteile einer ausreichenden Versorgung mit Kalzium erfahren hat, würde es sich noch erlauben, auch nur ein geringes Defizit an diesem Wirkstoff zuzulassen. Kalzium kann so beschwichtigend wie eine Mutter sein, so entspannend wie ein Beruhigungsmittel und lebensrettend sein wie ein Sauerstoffzelt.

Obwohl 99 Prozent des Körperkalziums in den Knochen und in den Zähnen enthalten ist, können die krankhaften Erscheinungen, die durch Kalziummangel in den Nerven und in den Geweben entstehen, das Leben fast unerträglich machen. Kalzium ist zum Beispiel bei der Übertragung der Nervenimpulse beteiligt. Bei einem Mangel kommt es zu nervöser Spannung, und Sie werden mißgelaunt. Wer einen Kalziummangel hat, verschwendet seine Energie, und weil er nicht imstande ist, seine Nerven zu entspannen, wird er, gemessen an der Arbeit, die er tatsächlich leistet, viel zu müde. Meistens ist er so unruhig, daß es anstrengend ist, mit ihm zusammen zu sein. Seine Reizbarkeit und seine Unbeständigkeit machen ihn unbeliebt. Die Mutter eines 17jährigen Jungen, der durch Kalziumbehandlung von einer Mustersammlung solcher Symptome geheilt wurde, sagte vor kurzem zu mir: »Ich danke Ihnen, daß Sie aus Johnny wieder einen Menschen gemacht haben.«

Wenn das Blutkalzium extrem ansteigt, wie es der Fall ist, wenn toxische Dosen von Vitamin D experimentell gegeben werden, steigert sich die Entspannung zur Teilnahmslosigkeit, manchmal sogar bis zum Dämmerzustand, und die elektrische Reizbarkeit von Nerven und Muskeln ist erheblich herabgesetzt.

Bei einem Menschen mit Kalziummangel findet sich oft ein charakteristisches Symptom: das Luftschlucken. Da solch ein Mensch meistens sehr schnell spricht, kann er sich angewöhnen, während des Sprechens Luft von der Kehle in den Magen zu befördern; eine Technik, die nervöse Frauen besonders gut beherrschen. Häufig kommt es zu dieser Angewohnheit auch dadurch, daß der Mensch sein Essen zu gierig herunterschlingt und wie ein ausgehungerter Säugling mit dem Essen Luft schluckt, und weil er aufstoßen muß, bildet er sich ein, unter »schlechter Verdauung« zu leiden. Die ätherischen Öle von Zwiebeln, Paprika und Knoblauch, die sich schon im Magen befinden, gelangen in die über dem Mageninhalt stehende Luftblase, und ihr Geschmack wird beim Aufstoßen wahrgenommen. Nun wird das Ganze als »schlechte Verdauung« gedeutet und diesen Würzstoffen die Schuld daran gegeben. Nach einiger Zeit ist die Liste der Dinge, die er angeblich nicht verträgt, wirklich imposant. Oft verwendet er mit Begeisterung Soda oder alkalische Präparate. Abgesehen davon, daß solche Substanzen genug Kohlendioxyd bilden, um den Mageneingang zu öffnen, so daß Gas und Luft entweichen können, neutralisieren sie auch die so wertvolle Salzsäure des Magens. Alles Kalzium, das in der Nahrung enthalten gewesen sein mag, wird dadurch unlöslich und kann nicht mehr vom Blut absorbiert werden. Manchmal dringt die heruntergeschluckte Luft bis in den Darm vor, dehnt sich infolge der Erwärmung auf Körpertemperatur aus und kann starke Blähungen und sogar Schmerzen verursachen. Dieser Mensch wird, kurz gesagt, sein eigener größter Feind. Doch wenn seine Nerven genügend mit Kalzium versorgt werden, können alle diese Symptome schnell verschwinden.

Ein weiteres Zeichen von Kalziummangel ist die Schlaflosigkeit, ein anderer Aspekt die Unfähigkeit, sich zu entspannen. Würde man genügend Kalzium einnehmen, könnte man den Schaden, der durch Schlaftabletten angerichtet wird, ganz zu schweigen von den Unsummen, die jährlich dafür ausgegeben werden, weitgehend vermeiden. Da Milch unsere reichste Kalziumquelle ist, hat man schon seit langer Zeit empfohlen, vor dem Schlafengehen ein warmes Milchgetränk zu nehmen, falls man nicht einschlafen kann; Wärme beschleunigt die Verdauung. Kalzium beruhigt die Nerven, und ein ruhiger Schlaf kann folgen. Diese Empfehlung hat sogar den Segen des Amerikanischen Arztverbandes und auch der Nahrungs- und Arzneimittel-Verwaltung. Doch für Leute, deren Gewebe gleichsam ausgehungert sind, ist die Kalziummenge in einem Milchgetränk nicht mehr als ein Tropfen auf einen heißen Stein.

Meistens rate ich Leuten mit schwerer Schlaflosigkeit, zeitweilig zwei oder drei Kalziumtabletten mit einem Milchgetränk vor dem Schlafengehen einzunehmen und ein weiteres Glas Milch mit Kalziumtabletten auf den Nachttisch zu stellen. Wenn die Schlaflosigkeit anhält, kann man jede Stunde davon nehmen. Vor zwanzig Jahren besprach ich diese Sache mit einem Arzt, der selbst unter Schlaflosigkeit litt. Er nennt Kalziumtabletten noch immer Wiegenliedtabletten und erzählte mir, daß er sie auch heute noch Leuten empfiehlt, die an Schlaflosigkeit leiden.

Weiterhin bewirkt Kalziummangel eine gesteigerte Reizbarkeit der Muskeln, die eine Bereitschaft zu Verkrampfungen oder Spasmen herbeiführt. Bei extrem niedrigem Blutkalzium kommt es zu sogenannten tetanischen Krämpfen. Zum Glück sind die meisten Muskelsymptome weniger ernst. Krämpfe in den Beinen oder Füßen sind am häufigsten, doch in fast jedem Muskel können Krämpfe oder Zuckungen entstehen. Auch Krämpfe des Dickdarms – man spricht von spastischer Kolitis oder spastischer Obstipation – bessern sich gewöhnlich bei ausreichender Kalziumzufuhr.

Ein Mangel an Kalzium (und an Magnesium) kann die Ursache sein, daß junge Leute, deren Bedarf infolge des Wachstums besonders hoch ist, so überaus reizbar werden. Selbst die geduldigste Mutter denkt dann manchmal, man hätte ihr Kind bei der Geburt besser umbringen sollen. Besonders in dem Jahr, bevor die Menstruation einsetzt, kann das Blutkalzium eines Mädchens so stark absinken, daß sich Schlaflosigkeit, Zahnschwund und eine nervöse Reizbarkeit einstellen, die das Zusammenleben zur Qual machen. Trinkt solch ein Mädchen einen Liter Milch pro Tag und nimmt dazu 2 oder 3 Kalziumtabletten – am besten solche, die auch Magnesium und andere Mineralien enthalten –, und zwar nach jeder Mahlzeit und vor dem Schlafengehen, kann es geschehen, daß sich die gesamte Persönlichkeit förmlich über Nacht ändert. Man darf jedoch nicht versäumen, Vitamin D beizugeben, um die Absorption des Kalziums sicherzustellen.

Bei der Frau steht das Blutkalzium in Beziehung mit der Aktivität der Ovarien (Eierstöcke). In der Woche vor der Menstruation kann das Blutkalzium so stark abfallen, daß Nervosität, Reizbarkeit, mitunter sogar Depressionen die Folge sind. Bei Beginn der Menstruation kommt es zu einem weiteren Absinken des Blutkalziums, was zu Krampfzuständen in der Muskulatur der Gebärmutter Anlaß geben kann. Dieses Erscheinungsbild ist bei ganz jungen Frauen am ausgeprägtesten. Nimmt man in solch einem Fall nicht regelmäßig Kalziumtabletten ein, sollte man wenigstens eine Woche vor Beginn der Menstruation damit anfangen und bis zum Ende der Blutung fortfahren. Beim geringsten Krampfanfall sollte man jede Stunde Kalziumtabletten nehmen, bis die Krämpfe nachlassen. Meistens löst er sich binnen einer halben Stunde.

Infolge des Ausfalls der Ovarialhormone kann es während der Wechseljahre zu schweren Kalziummangelsymptomen kommen. In dieser Zeit muß die Versorgung mit Kalzium besonders reichlich sein, und man sollte unter allen Umständen dafür sorgen, daß die Absorption gesichert ist und kein Kalzium durch die Nieren verlorengeht. Werden diese Vorsorgemaßnahmen eingehalten und ist die Ernährung in jeder Hinsicht vollwertig, verliert die Frau in den Wechseljahren normalerweise ihre Reizbarkeit, Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche, Beinkrämpfe und Depressionen. Nach dem Aussetzen der eigentlichen Menstruation kann man gewöhnlich eine Art von Pseudomenstruationszyklus beobachten, aufgrund dessen während einer Woche im Monat Kalziummangelsymptome auftreten können. Während dieser Phase sollte man mehr Kalzium einnehmen.

Ein anderer Grund für eine reichliche Kalziumzufuhr (deshalb sollte man im Medizinschrank stets Kalziumtabletten haben) besteht in der schmerzstillenden Wirkung dieses Minerals. Alte medizinische Lehrbücher empfehlen Kalziuminjektionen als Behandlung für die scharfen, stechenden Schmerzen einer Rippenfellentzündung, die wirklich sehr schlimm sind. Es ist unbegreiflich, daß man Kalzium nicht öfter verwendet, um Schmerzen zu lindern. Ein Arzt sagte mir, daß er keine Opiate gibt, sondern bei sehr schweren Schmerzen ein bis vier Gramm Kalziumglukonat in die Vene injiziert. Die Besserung trete fast augenblicklich ein.

Es ist zwar bei schwerer Krankheit oder unerträglichen Kopfschmerzen nicht möglich, die erforderliche Kalziummenge oral zu verabreichen, beim leicht Kranken aber durchaus. Dem Migränekranken zum Beispiel kann man meist mit einer Gabe Kalzium (und Vitamin B6) zwischen den Anfällen sehr gut helfen. Schon jahrelang rate ich den Leuten, bevor sie zum Zahnarzt gehen, Kalziumtabletten einzunehmen. Mit diesem Mineral kann man sich besser entspannen, hat weniger Schmerzen und erleichtert dem Zahnarzt die Arbeit.

Auch der Juckreiz bei einer Urtikaria und die Schmerzen bei Arthritis sprechen auf Kalzium an. Schon immer habe ich schwangeren Frauen empfohlen, zu Beginn der Entbindung stündlich eine Kapsel Vitamin D und zwei oder drei Kalziumtabletten zu nehmen, bis sie in das Entbindungszimmer gefahren werden. Ich war erstaunt darüber, wieviele dieser Frauen mir schrieben oder erzählten, daß sie während der Geburt keine Schmerzen spürten. Oft sagten sie auch: »Ich dachte, daß ich nur Blähungen hätte, als das Baby geboren wurde.«

Auch bei der Blutgerinnung spielt Kalzium eine wichtige Rolle; das kann bei Unfällen eine Sache von Leben und Tod sein. Ferner vermindert es die Durchlässigkeit der Zellwände und verhindert dadurch, daß schädliche Substanzen wie Allergene und Viren in die Zellen eindringen. Sehr wichtig ist die Funktion des Kalziums bei der Aufrechterhaltung eines normalen Muskeltonus, von dem die Körperhaltung und Leistungsfähigkeit der Muskulatur abhängt.

Diese wiederum ist für die Muskelarbeit während des Geburtsvorgangs von Bedeutung. Weiterhin verhütet Kalzium übermäßige Müdigkeit und beschleunigt Heilungen.

Kalziummangel stellt eine der Voraussetzungen für Parodontose und Knochenabbau dar, die mit Vitamin D allein nicht zu beheben sind. Kalzium und Vitamin D müssen beide in genügender Menge zugeführt, absorbiert und festgehalten werden, wenn es darum geht, Zähne und Knochen gesund zu erhalten. Obwohl Phosphor in den Knochen und Zähnen mit Kalzium verbunden ist und auch sonst ein außerordentlich wichtiges Bauelement darstellt, ist er doch in unserer Ernährung im allgemeinen mehr als reichlich vertreten.

Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, daß der Mangel an Kalzium weiter verbreitet ist als der an irgendeinem anderen Wirkstoff. Milch ist unsere einzige zuverlässige Quelle. Natürlich gilt das auch für Sauermilch, Buttermilch, Joghurt und alle sonstigen Milchprodukte. Bei der Käsebereitung allerdings geht das Kalzium oft verloren. Buttermilch, die mit Magermilch versetzt wurde, ist eine ausgezeichnete Quelle.

Relativ viel Kalzium ist in den grünen Blättern von Senf- und Kohlrabipflanzen sowie in Sojabohnen und dunkler Melasse enthalten. Doch ißt man diese Nahrungsmittel nicht jeden Tag. Die Kalziummenge, die ein Erwachsener täglich braucht, könnte er aus folgenden Nahrungsmitteln beziehen, die in den medizinischen Lehrbüchern als »reich an Kalzium« aufgeführt werden! 72 Äpfel, 80 Bananen, 42 Orangen, 11 Tassen Mohrrüben, 33 Eier, 77 Kartoffeln oder 214 Datteln. Die Mengenangaben bei anderen Nahrungsmitteln, die auf dieser Liste stehen, sind sogar noch grotesker.

Es gibt natürlich gesunde Menschen, die keine Milch trinken; doch haben sie alle ihre Kalziumquelle. Die Quelle der Hawaiianer ist »Poi«, in Fernost ist es der Sojabohnenquark. Die Eskimos, die Afrikaner und die amerikanischen Indianer deckten ihren Kalziumbedarf durch Fischgräten und Wild- und Vogelknochen. Der verstorbene Dr. Michael Walsh entdeckte, daß die mexikanischen Indianer, die nach unseren Begriffen Hunger leiden, täglich so viel Kalzium zu sich nahmen, wie etwa in 8 Litern Milch enthalten ist. Dieses Kalzium stammte aus dem weichen Kalkstein, mit dem sie den Mais für ihre Tortillas mahlen. Bei uns kann jemand, der keine Milch trinkt, seinen Kalziumbedarf nicht decken, es sei denn mit Hilfe eines Präparates, was jedoch stets ein ärmlicher Ersatz für Milch bleibt.

Es gibt viele verschiedene Arten von Kalziumsalz in Tabletten oder Pulverform, die man mit Milch oder Fruchtsaft einnehmen kann. Kalziumglukonat und Kalziumlaktat, die Verbindungen des Kalziums mit Traubenzucker und Milchzucker, werden vom Blut leichter aufgenommen als Dikalziumphosphat oder Kalziumchlorid. Feines Knochenpulver oder -asche ist eine ergiebige Quelle, doch leider ist der Phosphatanteil zu hoch. Kalziumsalze sind nicht schädlich, aber man kann sogar unter idealen Umständen nur wenig davon absorbieren.

Bevor Kalzium durch die Darmwand in das Blut übertreten kann, muß es von der Salzsäure des Magens gelöst werden. Laktose, der in der Milch enthaltene Zucker, bewirkt einen starken Anstieg der Kalziumabsorption, da er durch Darmbakterien zu Milchsäure abgebaut wird.

Enthält die Kost zuviel Phosphor, verbinden sich Kalzium und Phosphor im Darm zu Salzen, die auch in Säuren nicht mehr löslich sind. Nimmt man Soda oder eine andere alkalische Substanz ein, die die Magensäure neutralisiert, oder ißt man Süßigkeiten oder andere konzentrierte Kohlehydrate, die den Fluß alkalischer Verdauungssäfte stimulieren, vermindert sich die Kalziumabsorption oder kommt ganz zum Stillstand. Fett dagegen wirkt anregend. Daher sollte man Kindern, besonders Säuglingen, besser Vollmilch als Magermilch geben. Wird Magermilch bevorzugt, ist es ratsam, diese zu einer Mahlzeit, die zum Beispiel einen mit Öl angemachten Salat enthält, zu trinken.

Bei einem Überangebot an Phosphor gehen große Mengen Kalzium mit dem Urin verloren. Im Idealfall sollte man nicht mehr als doppelt soviel Phosphor wie Kalzium einnehmen, doch ist die Menge in der Regel um das Zehnfache höher. Phosphor ist nicht nur bei allen Tieren, sondern auch in der Pflanzenwelt ein lebensnotwendiges Element im Zellstoffwechsel. Deswegen ist unsere Ernährung zwar arm an Kalzium, aber reich an Phosphor. Beim Aufbau und der Erhaltung der Knochen und Zähne wird Phosphor in einer chemischen Verbindung mit Kalzium verwendet. Ist das Angebot an Kalzium im Verhältnis zu Phosphor zu niedrig, findet der Phosphor nichts, womit er sich verbinden kann. In diesem Falle wird Phosphor ausgeschieden. Im Blut jedoch ist immer Kalzium enthalten. Liefert es die Ernährung nicht, wird es den Knochen entnommen. Leider wird der Phosphor im Urin als Kalziumphosphorsalz ausgeschieden. Damit wird dem Körper nicht nur Phosphor entzogen, sondern auch das dringend benötigte Kalzium. Aus diesem Grunde sind Kalziumglukonat und Kalziumlaktat den phosphorhaltigen Kalziumsalzen vorzuziehen.

Leber, Hefe, Lecithin und Weizenkeime sind meist reich an Phosphor, doch arm an Kalzium. Die Einnahme größerer Mengen dieser Nährstoffe sollte also zugleich mit Kalziumlaktat oder Kalziumglukonat erfolgen. Andernfalls kann das Verhältnis von Phosphor zu Kalzium so hoch ansteigen, daß die Ausscheidung des Phosphorüberschusses durch den Urin einen schweren Kalziummangel hervorruft.

Mitunter entsteht bei jemand, der wenig oder keine Milch trinkt, ein hoher Bedarf an Vitamin B. Dann kann es infolge zu hoher Phosphor- und zu niedriger Kalziumzufuhr zu einem nervösen Zusammenbruch kommen. Phosphor, Kalzium und Vitamin D sind aufeinander eingespielt. Nimmt man Milch, Buttermilch, Joghurt und Speisen aus frischer oder pulverisierter Milch in genügender Menge zu sich, ist der Kalziumbedarf gedeckt und man hat keine Schwierigkeiten, es sei denn, man nimmt zeitweilig größere Mengen von Leber, Hefe, Lecithin oder Weizenkeimen zu sich. In solch einem Fall kann Kalziumsalz Schaden verhüten und sehr wertvoll sein.

Ein Überschuß an absorbiertem Kalzium wird in den Knochenbälkchen an den Enden der langen Röhrenknochen gespeichert. Diese eigenartige, netzförmige Knochenstruktur ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen, wenn ein Suppenknochen der Länge nach aufgesägt wurde. Auf diesen Vorrat kann bei Stockungen im Nachschub zurückgegriffen werden, so daß der normale Stoffwechselbetrieb gesichert ist. Wenn keine Reserven an Mineralien zur Verfügung stehen, werden Kalzium und Phosphor mit Hilfe des Hormons der Nebenschilddrüse aus den Knochen entnommen, um den Bedarf der Gewebe zu decken. Deswegen hält sich das Blutkalzium stets auf normalem Niveau, auch wenn die Knochen zunehmend porös und schwach, die Zähne immer anfälliger gegenüber Zahnschwund und Zahnverfall und viele andere Symptome des Kalziummangels immer deutlicher werden. Bestehen Mangelsymptome über längere Zeit, ist anzunehmen, daß die Knochen sich bereits in einem sehr bedenklichen Zustand befinden.

Unsere Knochen sind nämlich alles andere als leblose Strukturen, die sich, einmal ausgewachsen, nicht mehr verändern. Ganz im Gegenteil: während jeder Stunde unseres Lebens ist dort ein Gezeitenfluß von Mineralien am Werk, der ständig aus- und einströmt. Wenn man also genügend Kalzium zuführt und absorbiert, strömt die Flut in die Knochen hinein und baut und repariert dort, bis alle porösen Stellen verschwunden sind. Bedauerlicherweise leiden Millionen von Menschen unter Rückenschmerzen und zahlen damit den Preis dafür, daß sie sich nicht um eine genügende Zufuhr an Kalzium und Vitamin D bemüht haben. Um als Erwachsener gesund zu bleiben, sollte man mindestens 1 Gramm Kalzium pro Tag zu sich nehmen; eine Menge, die in etwa 4 Gläsern Milch, Joghurt oder Buttermilch enthalten ist, wobei noch mehr noch besser wäre. In guten Zeiten betrug die tägliche Kalziumzufuhr bei Finnen und Schweizern 6 Gramm. Bei vielen primitiven Völkern liegt sie sogar noch höher. Gestattet ein kleiner Überschuß täglich ein wenig Vorratsbildung, wird es nie nötig sein, größere Mengen auf einmal zu nehmen und das Abgleiten in ein Defizit ist ausgeschlossen. Es gibt nur wenig Wirkstoffe, die zur Gemütlichkeit des häuslichen Lebens in demselben Maße beitragen können wie das Kalzium. Fehlt es, kommt es zu schlechter Laune und gereizter Stimmung.

Mit Kalzium behält Heiterkeit die Oberhand.

Quelle: Adelle Davis: „Jeder kann gesund sein“, Originaltitel: „Let’s eat right to keep fit“ (1970) – Das Buch ist in Deutschland leider nicht mehr erhältlich.

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