Biotina


Homocystein

Homocystein ist eine schwefelhaltige Aminosäure, also ein Eiweißbaustein. Sie entsteht aus dem lebenswichtigen Methionin, ebenfalls einer Aminosäure, die für eine Vielzahl chemischer Reaktionen Methylgruppen liefert und außerdem für den Eiweißaufbau Schwefel zur Verfügung stellt. Das bei diesen Stoffwechselvorgängen anfallende Homocystein wird entweder zu Cystein umgewandelt und ausgeschieden oder in Methionin zurückverwandelt. Für den Abbau bzw. die Rückführung in die Ausgangssubstanz werden Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure benötigt.

Welche Rolle spielt Homocystein für die Gesundheit?
Erbfaktoren können dazu führen, dass der Homocysteinspiegel wesentlich erhöht ist. Bereits seit Langem ist bekannt, dass die seltene Erbkrankheit Homocystinurie bereits in jungen Jahren zu vorzeitiger Gefäßalterung und dadurch zu Herzinfarkt und Schlaganfall führt. Aber erst in jüngster Zeit haben Forscher herausgefunden, dass schon bei geringgradig erhöhten Homocystein-Blutwerten das Risiko für Arteriosklerose zunimmt. In der Folge werden die Arterien immer enger und schließlich kann es zum Verschluss kommen. Das führt am Herzen zu Angina-Pectoris-Anfällen bis hin zum Herzinfarkt, zu Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche. Am Gehirn sind Durchblutungsstörungen mit Schwindel, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, geistigem Verfall und Schlaganfall mögliche Folgen. Sind die Beinarterien betroffen, so spricht man von der so genannten Schaufensterkrankheit: Die Betroffenen haben unter Belastung Schmerzen in den Beinen, in fortgeschrittenen Stadien sogar in Ruhe. Schließlich kommt es zum Absterben von Gewebe.

Wie schädigt Homocystein die Blutgefäße?
Homocystein greift die Gefäße durch eine ganze Reihe von Mechanismen an:
Es vermindert die Bildung von NO, der am stärksten gefäßerweiternden körpereigenen Substanz und produziert aggressive Sauerstoffradikale (H2 O2).
Es greift die Zellschicht, die die Gefäße innen auskleidet, an. Für eine gute Durchblutung ist aber eine absolut glatte Gefäßoberfläche erforderlich. Ist die Zellschicht einmal aufgebrochen, so lagern sich Blutplättchen und Fibrin an. Durch Ablagerung von oxidiertem LDL-Cholesterin und Calcium, durch die Vermehrung von Bindegewebsfasern und Gefäßwandzellen sowie durch den Abbau von elastischen Fasern kommt es zur Arteriosklerose. Diese Vorgänge werden durch einen erhöhten Homocysteinspiegel direkt oder indirekt begünstigt.

Wer hat einen erhöhten Homocysteinspiegel?
Abgesehen von Patienten mit angeborener Homocystinurie (s. o.), sind in erster Linie Menschen im höheren Lebensalter betroffen. In einer 1995 in der medizinischen Fachzeitschrift Circulation veröffentlichten wissenschaftlichen Studie konnte gezeigt werden, dass bereits in als sicher angesehenen Konzentrationsbereichen für Homocystein ein signifikantes und zunehmendes Risiko für die Koronare Herzerkrankung besteht. Daher und aufgrund zahlreicher weiterer Studien gilt heute ein Homocysteinspiegel von über 9 µmol/l als behandlungsbedürftig. Bei den über 50-Jährigen findet man in über 50% erhöhte Werte. Darüber hinaus geht eine Reihe chronischer Erkrankungen häufig mit erhöhten Homocystein-Blutwerten einher, insbesondere Diabetes mellitus, aber auch Krebsleiden, chronische Nierenkrankheiten usw. Das Gleiche gilt bei Einnahme bestimmter Medikamente.

Was kann man gegen einen erhöhten Homocysteinspiegel tun?
Zur Senkung des Homocysteinspiegels wird die Einnahme einer Kombination aus Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure empfohlen. In einer Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift American Journal of Hypertension veröffentlicht wurde, konnten Wissenschaftler an Hand von Ultraschalluntersuchungen zeigen, dass diese Kombination in einer Dosierung von 25 mg Vitamin B6 , 250 mcg Vitamin B12 und 2,5 mg Folsäure bereits vorhandene Verengungen der Halsschlagader nahezu vollständig rückgängig machen konnte. Eine andere klinische Studie untersuchte über 500 Patienten mit nachgewiesener Koronarer Herzkrankheit, die bereits eine Dehnung der Herzkranzgefäße mittels Ballonkatheter durchgemacht hatten. Eine Gruppe erhielt Folsäure 1 mg, Vitamin B12 400 mcg und Vitamin B6 10 mg, die andere ein Scheinmedikament. Nach einem Jahr zeigte sich, dass in der Vitamingruppe die Zahl der Herzinfarkte bzw. der erneut erforderlichen Herzkranzgefäßerweiterungen um rund ein Drittel geringer gewesen war als in der Kontrollgruppe. Indirekte Hinweise auf die schützende Wirkung der B-Vitamine-Folsäure-Kombination ließen sich auch aus den Ergebnissen der Nurses Health Study mit über 80 000 Teilnehmerinnen entnehmen: Bei den 20% der Frauen mit dem höchsten Folsäure- und Vitamin-B-Konsum war die Herzinfarktrate im Vergleich zu den übrigen 80% nur halb so hoch.

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