Biotina


Der Bauch

Den ganzen Tag erzählt der Bauch dem Kopf Geschichten

Geahnt haben wir es schon immer, der Sitz der Gefühle liegt im Zentrum des Körpers. Dort wo die Schmetterlinge flattern und das Kribbeln beginnt vor Freude, Aufregung und Glück. Ärger schlägt auf den Magen; Ekel sich bis zum Erbrechen steigert, wird der Bauch zum „Nabel der Welt“ erklärt.

Werden Menschen gefragt, wo Gefühl und Gesundheit, Emotion und Intuition, Wohlbehagen und Leidenschaft am besten zu orten sind, zeigen sie auf die Mitte Ihres Körpers. In Kursen heißt es  „Höre auf Deinen Bauch“. Entscheidungen sollten aus dem Bauch optimiert werden.

Der Bauch mit seinem ausgeklügelten Verdauungssystem, seinem unappetitlichen Inhalt und den eher peinlichen Ausscheidungen ist in den Blickpunkt der Wissenschaft gerückt. Die bahnbrechende Erkenntnis: Da ist ein Gehirn in unserem Bauch.

Mögen unsere Eingeweide auch hässlich erscheinen und von der Gesellschaft tabuisiert werden, sie sind umhüllt von mehr als 100 Millionen Nervenzellen: mehr Neuronen, als im gesamten Rückenmark zu finden sind. Dieses „zweite Gehirn“, so haben Neurowissenschaftler herausgefunden, ist quasi ein Abbild des Kopfhirns – Zelltypen, Wirkstoffe und Rezeptoren sind exakt gleich. Die Existenz einer solchen Masse von Nervenzellen im Bauch hat ein neues Forschungsgebiet hervorgebracht, das jüngere Wissenschaftler in aller Welt in seinen Bann schlägt. Gerade in jüngster Zeit hat die Disziplin mit dem sperrigen Namen Neurogastroenterolgie große Anziehungskraft entwickelt.

In einem sind sich alle einig: Die größte Ansammlung von Nervenzellen außerhalb des Kopfes erledigt noch mehr als die an sich schon hochkomplizierte Verdauungsarbeit. das zweite Gehirn ist ein Überlebensgarant für den Körper und die Seele.

Aufgabe des Darmtraktes ist die Energiegewinnung aus der Nahrung. Der vom Magen angedaute Nahrungsbrei wird dabei portionsweise in den 30 Zentimenter langen Zwölffingerdarm gepresst. Hier fließen Sekrete aus Bauchspeicheldrüse und Galle hinzu, deren Enzyme den Brei in kleinere Molekülstücke zerlegen.Weiter geht es in den bis zu fünf Meter langen Dünndarm, wo die eigentliche Verdauung stattfindet. Milliarden kleiner, mehrfach gefalteter Zotten sorgen für eine riesige Oberfläche, die eine effektive Absorption ermöglicht. Durch die schleimigen Wände der Fältchen wird zerkleinerte Nahrung, werden Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße in Blut- und Lympfgefäße aufgenommen. Letzte Station ist der anderthalb Meter lange Dickdarm.

Der menschliche Verdauungsprozess erfordert täglich neun Liter Flüssigkeit, die dem Körper mit den Sekreten entzogen werden. Diese Menge erreicht den Dickdarm, der das Wasser dem Organismus über molekulare Pumpen wieder zuführt. Am Ende passieren den Anus mit dem Stuhl nur sehr geringe Mengen Flüssigkeit – eine biochemische Höchstleistung. Die ausgelaugten Nahrungsreste, abgestorbene Zellen und Mikroorganismen werden durch einen starken Muskelmantel in den Wänden zum Ausgang geschoben. Kraftwerk Bauch.

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